Platzierung in der Quengelzone

Studie: Große Mehrheit lehnt Alkohol, Tabak und Süßigkeiten an der Supermarktkasse ab

Laut einer Umfrage vom Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten sehen Dreiviertel aller Bürger gesundheitsschädliche Produkte als Impulsware kritisch.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Am Band in einem Supermarkt sind viele Süßigkeiten aufgereiht.

Süßigkeiten im Kassenbereich verführen besonders Kinder zu ungesunden Spontankäufen.

© Sorge/Caro/picture alliance

Berlin. Dreiviertel der deutschen Bürgerinnen und Bürger lehnen die Platzierung von Alkohol und Süßwaren in der Kassenzone von Supermärkten ab. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), die am Montag veröffentlicht wurde.

Außerdem sind zwei Drittel der Befragten gegen Tabakprodukte im Kassenbereich. Dass ausgerechnet gesundheitsschädliche Produkte und krebserzeugende Waren als Impulsware vertrieben werden, stehe seit Jahren in der Kritik, heißt es in einer Mitteilung zur Studie.

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„Die Kassenzone verführt gezielt zum Spontankauf“, erklärt Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ. „Die Platzierung der Süßwaren auf Augenhöhe der Kinder im Quengelbereich provoziert bewusst Familienstreit, um den Absatz von Süßwaren anzukurbeln. Alkohol und Tabak an der Kasse machen es Menschen mit Suchterkrankungen schwer, abstinent zu bleiben. Der Gesetzgeber muss dieser Verkaufspraxis einen Riegel vorschieben.“

Andere Länder machen vor, wie es gehen kann

Die damalige große Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte 2015 beschlossen, dass Supermärkte auf Süßes an der Kasse verzichten sollen. Auch acht Jahre später sei daraus nichts geworden – Süßwaren in der Quengelzone sind nach wie vor der Normalfall in deutschen Supermärkten.

„Auf die Worte sollten nun auch Taten folgen“, fordert Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Eine gemeinsame Initiative des Bundesgesundheits- und Bundesernährungsministeriums ist überfällig. Andere Länder machen es längst vor.“

Ab 2024 kein Tabak mehr in niederländischen Supermärkten

So hat in den Niederlanden die Regierung im Jahr 2020 beschlossen, dass ab 2024 in Supermärkten keine Tabakwaren mehr verkauft werden dürfen. Lidl hat daraufhin bereits im Oktober 2021 als erste Handelskette den Verkauf von Tabakprodukten eingestellt. Dänemark verbietet seit April 2021 den Verkaufsstellen, Tabakprodukte sichtbar auszustellen (Display Ban) und hat 2022 Einheitsverpackungen für Tabakprodukte und E-Zigaretten eingeführt.

Nun hat Lidl Dänemark kürzlich angekündigt, bis Ende 2028 den Verkauf von Tabakprodukten vollständig einzustellen. In Großbritannien ist es seit Oktober 2022 verboten, Süßwaren oder andere unausgewogene Lebensmittel an der Kasse oder im Eingangsbereich zu platzieren.

Für die Umfrage hat Kantar im August 2023 insgesamt 1.009 Bürgerinnen und Bürger im Alter ab 14 Jahren befragt. (kaha)

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Kommentare
Ruth Neubauer 23.10.202318:53 Uhr

Als Frauenärztin mit Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin kann ich nur sagen: endlich! Wer jetzt noch raucht, den halten die Schockbilder nicht ab. Im Gegenteil: sie erzeugen Stress. Und gegen Stress braucht Mensch erst recht das Suchtmittel.
Bei Süßigkeiten und Alkohol: wenn es denn was brächte, wären hier Schockbilder (oder zumindest deutlichere Warnungen) auch nötig.
Weit besser aber: alle drei schädlichen Produkt-Kategorien aus der Sichtbarkeit nehmen. Von der Kasse weg ist schonmal ein guter Anfang!

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