Baden-Württemberg

Südwest-KV bremst Regressrisiken

In Baden-Württemberg sind Richtgrößen zugunsten eines subtileren Prüfinstruments abgeschafft worden. Halbjahreswerte zeigen: Der neue Prüfmodus wirkt.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die Südwest-KV hat anstelle von Richtgrößen Praxisindividuelle Richtwerte (PiRW) etabliert. So kann die Morbidität der verordnenden Praxen besser abgebildet werden. Das Regressrisiko sinkt.

Die Südwest-KV hat anstelle von Richtgrößen Praxisindividuelle Richtwerte (PiRW) etabliert. So kann die Morbidität der verordnenden Praxen besser abgebildet werden. Das Regressrisiko sinkt.

© Gina Sanders / Fotolia | [M] Stephan Thomaier

STUTTGART. Das seit Anfang des Jahres geltende Prüfsystem in Baden-Württemberg bremst das Regressrisiko der Vertragsärzte. Die Südwest-KV hat anstelle von Richtgrößen Praxisindividuelle Richtwerte (PiRW) etabliert. Damit verfolgt die KV das Ziel, die Morbidität der verordnenden Praxen besser als bisher abzubilden.

Dass dies offensichtlich gelingt, zeigen Daten für das erste Halbjahr 2017, die KV-Chef Dr. Norbert Metke bei der jüngsten Vertreterversammlung vorgestellt hat. Danach sind von insgesamt 11.092 Praxen, die Arzneimittel verordnet haben, 253 auffällig geworden. 2,33 Prozent der Praxen überschritten ihren PiRW um mehr als 25 Prozent.

Zum Vergleich: Im Jahr 2015 sind nach der alten Richtgrößensystematik knapp 20 Prozent der Praxen "auffällig" geworden. Bein Hausärzten (Internisten und Praktische Ärzten) sank die Quote der Praxen, die ihr PiRW überschritten, sogar auf 1,21 Prozent. Das entspricht einer Reduzierung von 90 Prozent im Vergleich zum alten Prüfmodus. Damit hat sich der Effekt der Richtgrößenablösung, der sich im ersten Quartal bereits andeutete, bestätigt. Bis Ende März lag die Quote der "auffällig" gewordenen Praxis bei knapp zwei Prozent.

In den Jahren 2013 bis 2015 hatte die Zahl eingeleiteter Prüfverfahren noch bei rund 230 pro Jahr gelegen, berichtete Metke. 2014, dem letzten Jahr, für das Zahlen vorliegen, erfolgte in 61 Fällen eine "Beratung vor Regress", in 63 Fällen kam es tatsächlich zu einem Regress.

Metke zeigte sich erfreut über die Ergebnisse. Das Alternativinstrument zu den Richtgrößen habe dazu beigetragen, dass Fehl- und Unterversorgungen aus Verschreibungsangst vermieden werden konnten. Positiv sei zudem, dass keine "Umgehungsstrategien" beim neuen Prüfmodus beobachtet werden konnten. Die durchschnittlichen Ausgaben für Arzneiverordnungen lagen in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr dieses Jahres um 2,4 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Im gleichen Zeitraum 2016 waren die Arzneiausgaben noch 2,14 Prozent niedriger als im Bundesschnitt gewesen.

Der KV-Chef forderte trotz aller Fortschritte weitere Erleichterungen bei der vom Gesetzgeber vorgegebenen "Prüforgie", etwa durch Bagatellgrenzen. "Sonst wird sich die junge Generation auch hier verweigern", warnte Metke.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse