Massregelvollzug

Südwesten stärkt Rechte der Patienten

Veröffentlicht:

STUTTGART. Die baden-württembergische Landesregierung hat am Dienstag den Entwurf des ersten Psychiatriegesetzes beschlossen. Geregelt werden sollen in dem Gesetz Neuerungen zum Maßregelvollzug. Zudem sollen die Angebote der Sozialpsychiatrischen Dienste auf rechtlich sicherere Grundlagen gestellt werden.

"Mit diesem Gesetzentwurf schaffen wir verbindliche Rahmenbedingungen für eine bedarfsgerechte und gemeindenahe psychiatrische Versorgung der Menschen, die auf Grund einer psychischen Störung krank oder behindert sind", kommentierte Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) den Entwurf.

Mit dem geplanten Gesetz wird erstmals für Baden-Württemberg eine spezialgesetzliche Rahmenreglung für den Maßregelvollzug geschaffen, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Straftäter sollen therapiert und resozialisiert werden, zugleich soll die Sicherheit der Bevölkerung nicht gefährdet werden.

Das derzeitige Unterbringungsgesetz mit den Vorschriften für die öffentlich-rechtliche Unterbringung und den strafrechtlichen Maßregelvollzug soll mit dem neuen Gesetz außer Kraft gesetzt werden.

Bei den sozialpsychiatrischen Diensten soll mit dem neuen Gesetz die Förderung durch Landeszuschüsse erstmals gesetzlich geregelt werden. Nach den Vorstellungen der Ministerin soll es künftig flächendeckend Anlauf- und Beschwerdestellen für psychisch Kranke geben.

Der Landtag wird nach der Sommerpause über den Gesetzentwurf beraten. Inkrafttreten soll das Gesetz um 1. Januar 2015. (chb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzgebungsvorhaben des BMG

Was das Gesundheitsministerium plant – und was es liegenlässt

Niedrigschwellige ambulante Gesundheitsversorgung

Berliner Akteure regen Gesundheitszentren für Wohnungslose an

Kommentare
Dr. Peter Lorenz 23.07.201419:06 Uhr

Maßregelgesetz

Mal sehen. Wenn berücksichtigt wird, dass psychische Erkrankungen pathologische Manifesttationen der neuronalen Plastizität sind, denen nur durch `Psychoedukation in Freiheit'' abgeholfen werden kann, könnte ein neues Gesetz der unsäglichen Praxis "Maßregelvollzug" (bisheriger Zweck: Wegsperren, und zwar für immer) abhelfen. Neuronale Plastizität umschreibt, wie das Gehirn alle mder ihm gestellten Aufgaben erfüllt. Dazu gehören die Steuerung aller Körperfunktionen (Hämostase), das Lernen, die Bewältigung der Anforderungen des täglichen Lebens (Arbeit), und die Anpassung an gesellschaftliche Normen (soziales Verhalten). Eine schlimme Erfahrung kann einen Betroffenen seelisch krank machen, wenn er für deren Bewältigung neuronal nicht gerüstet ist. Sein an sich normal funktionierendes Gehirn kann mangels schützender positiver Erinnerung(en) die schlimme(n) Erfahrung(en) nicht bewältigen, sein Verhalten kann asozial werden. Freiheitsberaubung, Zwangsmedikation und (schikanöse) "Lockerungen" sind zusätzlich belastende Erfahrungen. Psychoedukation nutzt dagegen die neuronale Plastizität, indem sie den Betroffenen auf seine positiven Erinnerungen fixiert.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt