USA

Transmenschen: South Carolina verbietet Geschlechtsangleichung bei Minderjährigen

Mit South Carolina stellt ein weiterer US-Staat geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen unter Strafe: Ärzte könnten bis zu 20 Jahre Haft nach einer Op erwarten. Medizinverbände wie LGBTQ-Vertreter reagieren empört.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Würfel mit Mann- beziehungsweise Frau-Symbol auf pinkem bzw. blauem Hintergrund.

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© Cagkan / stock.adobe.com

Columbia, USA. Ärzte im US-Bundesstaat South Carolina dürfen künftig keine geschlechtsangleichende Behandlungen bei Minderjährigen mehr durchführen: Gouverneur Henry McMaster hat diese Woche ein Gesetz unterschrieben, das Ärzten, Anbietern von Programmen zur psychischen Gesundheit und sonstigen Menschen im Gesundheitswesen verbietet, jegliche solche Behandlung „wissentlich“ bei Menschen unter 18 Jahren vorzunehmen. Ärzte, die Geschlechtsteile angleichen, können wegen schwerer Körperverletzung zu bis zu 20 Jahren Haft verurteilt werden. So steht es im Code of Law des Bundesstaates. Konkret dürfen Jugendliche und Kinder keine Pubertäts-unterdrückenden Hormone erhalten beziehungsweise solche, die zur Angleichung an das weibliche oder männliche Geschlecht genutzt werden können („cross-sex hormone“).

Ausnahmen bilden medizinische Notwendigkeiten, etwa die Hormon-Behandlung gegen Prostatakrebs, Brustkrebs oder Endometriose. Ohne Anwendung soll das Gesetz auch bei Menschen mit beiden Geschlechtsmerkmalen bleiben. Auch Virilisierung sowie Pubertas praecox sind ausgenommen, sowie Störungen der sexuellen Entwicklung, Infektionen oder Verletzungen, die eine Hormonbehandlung medizinisch notwendig machen. Hat eine geschlechtsangleichende Behandlung vor August diesen Jahres angefangen, dürfen Mediziner die Hormontherapie schrittweise ausschleichen – spätestens am 31. Januar 2025 muss diese aber vollständig beendet sein.

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Keine öffentlichen Gelder mehr für Geschlechtsangleichungen

Das neue Gesetz verbietet ebenfalls, dass öffentliche Gelder direkt oder indirekt im Bereich Geschlechtsangleichung ausgegeben werden. Auch das Sozialhilfeprogramm Medicaid soll keine Kosten für solche Behandlungen erstatten. Bei Verstößen gegen die Vorschriften sollen die jeweils zuständigen Approbationsbehörden das Verhalten der Gesundheitsberufler als „unprofessionell“ erklären und berufsrechtlich über die Person urteilen. Auch zivilrechtliche Klagen auf Schadensersatz gegen Ärzte sollen möglich sein.

Laut „The Guardian“ ist South Carolina der 25. US-Staat, der Transitionen bei Minderjährigen einschränkt oder ganz verbietet. „Wenn sie diese Entscheidungen als Erwachsene treffen wollen, ist das eine andere Geschichte – aber wir müssen unsere jungen Menschen vor irreversiblen Entscheidungen bewahren“, zitiert die Zeitung Gouverneur McMaster zur Gesetzesbegründung.

Wie US-Medien berichten, reagierten Medizinverbände (Stichwort: Geschlechtsinkongruenz), LGBTQ-Vertreter sowie Menschenrechtsaktivisten schockiert auf die neuen Regelungen. „Healthcare ist ein Menschrecht – und es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, dass die Legislative lebensbejahende und auch oft lebensrettende Medizinbehandlungen jugendlichen Transgendermenschen entzieht“, so Raymond Velasquez vom queer-freundlichen Uplift Outreach Center in The Guardian. Weitere Reaktion: „Mit einer Unterschrift hat er [der Gouverneur; Anmerkung der Redaktion] entschieden, dass Politiker ihren Willen der Gesundheitsversorgung aufdrücken. Sie trampeln auf den Freiheiten junger Transpersonen in South Carolina und verwähren auch deren Eltern ihre Rechte“, sagte Jace Woodrum von der American Civil Liberties Union of South Carolina in einer Stellungnahme. Erwartungsgemäß wollen verschiedene Organisationen gegen das Gesetz Beschwerde einlegen und bis vors Oberste Gerichte (Supreme Court) ziehen.

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