Bericht zur Lage der Kinder in der Welt

UNICEF: 67 Millionen Kinder gar nicht oder unzureichend geimpft

UNICEF-Chefin Catherine Russell ist alarmiert. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Schutzimpfungen für Kinder sei während der Pandemie in vielen Ländern gesunken.

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Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder der Pandemie zum Opfer fällt: Unicef Chefin Catherine Russell.

Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder der Pandemie zum Opfer fällt: Unicef Chefin Catherine Russell.

© Jörg Carstensen / dpa / picture alliance

Köln/New York. Rund 67 Millionen Kinder sind laut UNICEF zwischen 2019 und 2021 gar nicht oder nur unzureichend geimpft worden. Das liege an der Corona-Pandemie und einem gesunkenen Vertrauen in Impfungen, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag in Köln und New York mit. Dennoch bleibe das Vertrauen in Impfungen im historischen Vergleich weiter auf recht hohem Niveau.

Das Bewusstsein für die Bedeutung von Schutzimpfungen für Kinder sei aber während der Pandemie in 52 von 55 untersuchten Ländern gesunken - und das teils um bis zu 44 Prozentpunkte, warnte Unicef in seinem weltweit veröffentlichten „Bericht zur Situation der Kinder in der Welt 2023“.

Insgesamt ist die Einsicht in den Nutzen von Impfungen relativ groß

Demnach verzeichnen Südkorea, Papua-Neuguinea, Ghana, Senegal und Japan einen Rückgang beim Bewusstsein für die Bedeutung von Routineimpfungen um mehr als ein Drittel. China, Indien und Mexiko sind die einzigen untersuchten Länder, in denen das Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen unverändert blieb oder sich sogar verbesserte.

Trotz Vertrauensrückgangs wertet das Kinderhilfswerk die Unterstützung für Impfungen grundsätzlich als weiter relativ groß. So waren in fast der Hälfte der 55 untersuchten Länder mehr als 80 Prozent der Befragten der Auffassung, es sei wichtig, Kinder zu impfen.

Alarmierend ist aus Sicht von Unicef, dass sinkendes Vertrauen mit dem größten anhaltenden Rückgang bei Routineimpfungen von Kindern seit 30 Jahren einhergehe. Durch die Pandemie sei es in vielen Ländern zu Unterbrechungen bei Routineimpfungen gekommen, weil die Gesundheitssysteme überlastet gewesen und finanzielle Ressourcen umgeleitet worden seien. Der Mangel an Gesundheitspersonal sowie pandemiebedingte Bewegungseinschränkungen trügen ebenfalls zu dieser Entwicklung bei.

Starker Anstieg bei Masern und Polio

Laut Unicef verpassten allein zwischen 2019 und 2021 rund 67 Millionen Kinder Routineimpfungen. Die Durchimpfungsquoten sanken in 112 Ländern. So war die Zahl der Masernfälle laut Unicef 2022 bereits mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Die Zahl der Kinder, die durch das Polio-Virus gelähmt wurden, stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent.

Von den 67 Millionen Kindern, die zwischen 2019 und 2021 Routineimpfungen verpassten, erhielten 48 Millionen keine einzige Impfung. Ende 2021 verzeichneten Indien und Nigeria die größte Zahl gänzlich ungeimpfter Kinder; aber auch in Myanmar und auf den Philippinen stieg die Zahl gänzlich ungeimpfter Kinder.

Ängste und Desinformation weit verbreitet

„Auf dem Höhepunkt der Pandemie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in kürzester Zeit Impfstoffe entwickelt, die unzählige Leben gerettet haben“, erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Doch trotz dieser historischen Leistung seien Ängste und Desinformationen über Impfstoffe so weit verbreitet wie das Virus selbst. „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Vertrauen in Routineimpfungen für Kinder der Pandemie zum Opfer fällt. Andernfalls könnte die nächste Welle von Todesfällen eine wachsende Zahl von Kindern betreffen, die an Masern, Diphtherie oder anderen vermeidbaren Krankheiten erkranken“, so Russell.

Unicef forderte eine Stärkung der Gesundheitssysteme und eine angemessene Ausstattung mit Gesundheitspersonal. Auch müssten die finanziellen Zusagen der Staaten für Impfprogramme erhöht werden. (KNA)

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