Verschiedene Ansätze

Union und SPD marschieren getrennt bei der Organspende

Die Zahl der Organspender ist unbefriedigend. Union und SPD verfolgen unterschiedliche Strategien.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. In Deutschland werden so wenige Organe gespendet, dass das größte Land der Europäischen Union Organe aus dem Euro-Transplant-Verbund importieren muss. 2017 waren gerade noch 797 Menschen zur Organspende bereit, 60 weniger als ein Jahr zuvor. 2018 zeigen sich die Zahlen leicht verbessert.

BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery hat sich nach Bekanntwerden der Zahlen für einen Systemwechsel ausgesprochen. Er plädierte für die Einführung der Widerspruchslösung. Demnach wäre jeder, der nicht ausdrücklich widersprochen hat, im Falle des Hirntods ein potenzieller Organspender.

Dieser Linie hat sich auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD Professor Karl Lauterbach angeschlossen. In Deutschland können derzeit Organe nur dem entnommen werden, der der Spende ausdrücklich zugestimmt und dies im Organspenderausweis dokumentiert hat.

Die AG Gesundheit der Unionsfraktion hat sich am Donnerstag gegen eine Widerspruchslösung ausgesprochen. In einem Positionspapier kommen die Abgeordneten vielmehr zu dem Schluss, dass die schlechten Spenderzahlen in Problemen im Prozess der Organspende zu suchen und zu korrigieren seien.

Ganz oben in ihrer To-do-Liste steht, die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken von Routinearbeiten freizustellen und zu "Transplantationsbevollmächtigten" aufzuwerten. In einem weiteren Schritt sollten die Kliniken für die Identifizierung von Organspendern und die Organentnahmen mehr Geld erhalten. Derzeit gebe es für eine Multiorganentnahme 5003 Euro, in Kroatien werde die Organentnahme mit 7000 Euro vergütet. Kleinere Kliniken sollten nicht aus Kapazitätsgründen von der Meldung potenzieller Spender abgehalten werden. "Mobile Organspendebetreuungsteams" könnten den Hirntod feststellen und die Organe entnehmen, schlagen die Unionsabgeordneten vor.

Um Sicherheit für die Ärzte in den Krankenhäusern zu schaffen, sollte das Einverständnis zur Organspende in einem zentralen und aktuellen Register hinterlegt und/oder auf der Gesundheitskarte vermerkt werden.

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