Erste Bilanz

Unsicherheiten bei der Vergabe von Cannabis

Obwohl die Zahl der Verordnungen von Cannabinoiden nach der Gesetzesänderung stark gestiegen ist, gibt es noch Hürden.

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FRANKFURT/MAIN. Ein Jahr nach dem Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes macht die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) trotz rasant gestiegener Rezeptzahlen noch eine große Unsicherheit in der Ärzteschaft bezüglich der Verordnung aus. "Der Bürokratismus und Unsicherheit bezüglich der Antragstellung und -bewilligung stehen nach wir vor einem häufigeren Einsatz von Cannabinoiden im Wege", sagte der neu gewählte DGS-Präsident Dr. Johannes Horlemann beim Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt.

Zu viel Bürokratie

Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer Umfrage des Instituts Exevia im Auftrag von Bionorica ethics. Demnach beklagten von 89 befragten Verordnern 31 Prozent bürokratischen Aufwand als Haupthindernis für einen vermehrten Einsatz, 19 Prozent wiesen auf eine Abneigung von Patienten gegen Cannabis hin, weitere 16 Prozent nannten die Kostenproblematik – beispielsweise die Erstattung durch die Kassen.

Die DGS arbeitet deshalb gerade an einer neuen Praxis-Leitlinie "Cannabis in der Schmerztherapie", wie Horlemann mitteilte. Sie solle die Ärzte bei der Verordnung und auch im Umgang mit den Kassen unterstützen. Wobei die Bewilligungsquote aktuell bereits bei 75 Prozent liegt, so Horlemann.

Einsatz bei Schmerzen

Hauptindikatoren sind laut Umfrage neuropathische und chronische Schmerzen, Übelkeit Spastiken, Kachexie und palliative Beschwerdekomplexe. Sowohl in Sachen Wirksamkeit wie auch Verträglichkeit und Nutzen-Risikoprofil schnitt laut Exevia-Geschäftsführer Roland Herterich der Wirkstoff Dronabinol im Vergleich mit den Fertigarzneien Nabiximols und Nabilon sowie Cannabis-Blüten am besten ab. Befragt wurden 36 Schmerztherapeuten, 18 Palliativmediziner, 28 Allgemeinmediziner und Internisten, vier Neurologen und drei Onkologen.

Seit 10. März 2017 erlaubt es der Gesetzgeber, schwerkranken Patienten Cannabis auf Rezept zu verschreiben. In den ersten neun Monaten habe sich die Zahl der Verordnungen auf mehr als 8500 verdoppelt, berichtete Herterich, bei den drei größten Krankenkassen AOK, Barmer und Techniker habe es bis Ende Februar über 10.000 bewilligte Anträge gegeben. (bar)

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