Appell vor der Landtagswahl

Verbände in Brandenburg warnen vor Risiken für Gesundheitsversorgung

Vertreter von Ärzten, Zahnärzten, Apotheken und Krankenhäusern sehen Fachkräftemangel und Finanzierungslücken bei der Ausbildung des Nachwuchses als zentrale Risikofaktoren für die Versorgung von morgen.

Veröffentlicht:
Wahlurnen und -schilder stehen in einem Lager der Stadtverwaltung der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder). Am 22. September ist Landtagswahl in Brandenburg. Verbände und Kammern haben im Vorfeld vor Risiken für die Gesundheitsversorgung gewarnt.

Wahlurnen und -schilder stehen in einem Lager der Stadtverwaltung der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder). Am 22. September ist Landtagswahl in Brandenburg. Verbände und Kammern haben im Vorfeld vor Risiken für die Gesundheitsversorgung gewarnt.

© Patrick Pleul/dpa

Potsdam. Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser und Apotheker in Brandenburg haben wenige Tage vor der Landtagswahl vor einer Gefährdung der gesundheitlichen Versorgung im Land aufgrund von Fachkräftemangel gewarnt. „Nachwuchsmangel und zunehmende staatliche Einflussnahme gefährden in naher Zukunft die zahnmedizinische Versorgung von bis zu 600.000 Menschen im Land Brandenburg“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Dr. Eberhard Steglich, am Montag in der Brandenburger Landespressekonferenz. Nötig sei ein zahnmedizinischer Studiengang an der neuen „Medizinischen Universität Lausitz - Carl Thiem“ (MUL) in Cottbus.

732 Einwohner kommen auf einen Vertragsarzt

Auch der Präsident der Landesärztekammer, Frank-Ullrich Schulz, erklärte, die medizinische Versorgung im Land sei in Gefahr. Brandenburg zähle zu den Ländern mit der geringsten Vertragsarztdichte in Deutschland. Auf einen Vertragsarzt kämen 732 Einwohner. Im Bundesdurchschnitt seien es 597 Einwohner je Arzt. Und ohne ausländische Ärztinnen und Ärzte ist eine flächendeckende medizinische Versorgung im Land schon heute nicht mehr möglich: 17,8 Prozent aller Ärzte in Brandenburg haben eine ausländische Staatsbürgerschaft.

„Wir haben die Medizinerausbildung im Land zu lange vernachlässigt“, sagt Schulz. Doch auch nach der Einrichtung der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) und der Gründung der MUL gebe es Probleme. „Die Studierenden der MHB machen sich Sorgen, dass die Forschungsförderung durch das Land entfallen könnte“, sagte Schulz. „Wir hoffen, dass die Förderung dieser Hochschule durch das Land auch nach den Wahlen fortgesetzt wird.“

Investitionen für Krankenhäuser müssen verstetigt werden

Der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Stefan Jacobs, betonte, Brandenburg habe in der zu Ende gehenden Legislaturperiode mit rund 200 Millionen Euro pro Jahr so viele Investitionsmittel für die Krankenhäuser zur Verfügung gestellt, wie kein anderes Bundesland. „Das ist die Größenordnung, die wir auch weiterhin brauchen“, sagte Jacobs. „Das muss verstetigt werden.“

Jacobs hob hervor, dass die Kliniken im Land auch wichtig für die Ausbildung von Pflegekräften seien. Die Pflegeschulen seien häufig mit Krankenhäusern verbunden, die praktische Ausbildung fände dort statt. Wichtig sei auch, dass die Krankenhausplanung anders als in der Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgesehen, weiter Ländersache bleibe. „Nur so kann es gelingen, die Standorte in einer bereits ausgedünnten Versorgung zu sichern und zu transformieren.“

PTA-Schule ist auf Spenden angewiesen

Für die Apothekerkammer erklärte deren zweite Vizepräsidentin Katrin Wolbring, die Ausbildung der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) sei in Brandenburg ohne sichere Finanzierung. Das Land beteilige sich nur an der Finanzierung der laufenden Kosten der einzigen Ausbildungsstätte in Eisenhüttenstadt. „Die Schule ist auf Spenden angewiesen, wenn sie etwas anschaffen will.“

Zudem sei Brandenburg das einzige Bundesland ohne Pharmaziestudiengang. Man bemühe sich seit 15 Jahren darum. Aber immerhin: Wenigstens an dieser Stelle scheint auch Hoffung zu bestehen. „Wir hoffen, dass sich an der MUL in den nächsten Jahren noch etwas bewegt.“ (lass)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Umstellung der Verschlüsselung

KVWL: Ablaufdaten bei eHBA und SMC-B-Karte prüfen

Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Leere Wartezimmer: Vor allem alte Menschen und chronisch Kranke, haben sich als Risikopatienten zeitweise nicht mehr in die Praxen getraut.

© ArtmannWitte / Alamy / mauritius images

Gesundheitswesen im Corona-Schock: eine erste Bilanz

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen unerwartete Gesprächssituationen gewappnet

Tipps für MFA: Schlagfertigkeit im Praxisalltag

Lesetipps
HSK im Fokus: Der Hauptstadtkongress 2024 findet von 26. bis 28. Juni in Berlin statt.

© Rolf Schulten

Themenseite

Hauptstadtkongress: Unsere Berichte im Überblick

Die Hand eines Labortechnikers mit einem Blutröhrchen und einem Regal mit anderen Proben.

© angellodeco / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Chronisch entzündliche Darmerkrankung noch vor Ausbruch identifizieren

Bei Leberzirrhose liegt das Risiko für eine Dekompensation im ersten Jahr nach Diagnosestellung bei bis zu 30 Prozent; eine der häufigsten Formen der Dekompensation, Aszites, entwickelt sich im Laufe des Lebens bei bis zu 40 Prozent der Personen mit Leberzirrhose.

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Studie mit über 10.000 Personen

Leberzirrhose: Niedrigere Komplikationsrate unter SGLT-2-Inhibitoren