„Besorgniserregende Zahlen“

Viel mehr Ärzte mit COVID-19 in Spanien

Die Neuinfektionsrate bei Ärzten in Spanien ist in den vergangenen zwei Wochen um 40 Prozent gestiegen. Warum Gesundheitspersonal so häufig betroffen ist, bleibt unklar.

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In Spanien sind sehr viele Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen an COVID-19 erkrankt.

In Spanien sind sehr viele Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen an COVID-19 erkrankt.

© Alvaro Fuente / NurPhoto / dpa

Madrid. Spaniens Ärzteverband (OMC) schlägt Alarm. Nach neuen Statistiken stieg die Zahl der mit COVID-19 infizierten Ärzte in den vergangenen zwei Wochen um fast 40 Prozent. Vor allem in großen Krankenhäusern in Madrid und Barcelona wurden viele Neuinfektionen unter der Ärzteschaft verzeichnet.

„Die Zahlen sind besorgniserregend. Schon seit Wochen beanstanden wir die völlig unzureichenden Schutzmaßnahmen für Ärzte in Krankenhäusern und Gesundheitszentren sowie eine mangelhafte epidemiologische Kontrolle der Virusverbreitung“, sagte Ärzteverbandssprecher José Repullo der „Ärzte Zeitung“.

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Zuverlässige Tests fehlen

Zwar habe sich die Situation leicht verbessert und dem Gesundheitspersonal stünden mittlerweile mehr Schutzmasken, Kittel und Schnelltests zur Verfügung. Dennoch sei die Lage nach wie vor prekär und die Infektionszahlen stiegen nun zeitversetzt, so der OMC-Sprecher und Verbandsleiter des COVID-19-Krisenstabs. Vor allem fehle es an zuverlässigen Tests, mit denen sowohl die Bevölkerung, aber speziell Ärzte und Pfleger getestet werden könnten, so Repullo.

Untersuchungen der Madrider Regionalbehörde für Gesundheit geben ihm recht. Zumindest ein Drittel der COVID-19-Tests, mit denen das Gesundheitspersonal in der Hauptstadtregion untersucht wurde, ergab falsche Testergebnisse.

Wenn man jedoch nicht wisse, welche Ärzte und Pfleger bereits infiziert sind, würden Krankenhäuser zu einem noch gefährlicheren Ansteckungsherd werden, so der Ärzteverbandssprecher.

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Infektionsrate liegt viel höher als in anderen Ländern

Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums haben sich 44.000 Ärzte und Krankenpfleger mit COVID-19 infiziert, fast 20 Prozent sämtlicher Corona-Fälle in Spanien. Damit ist die Infektionsrate des Gesundheitspersonals deutlich höher als in anderen Ländern.

Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) liegt der Prozentanteil selbst in Italien bei elf Prozent. In China beläuft sich der Anteil infizierter Ärzte und Pflegekräfte auf 3,8 Prozent, in den USA sind es drei Prozent.

Noch keine Erklärung

In einigen spanischen Regionen wurden sogar mehr COVID-19-Fälle unter Ärzten und Pflegekräften registriert als in der allgemeinen Bevölkerung. So infizierten sich beispielsweise in der Provinz Cádiz 1669 Angestellte aus dem Gesundheitsbereich, in der übrigen Gesamtbevölkerung waren es 1310 Patienten.

„Bisher haben wir noch keine Erklärung dafür, warum der Anteil infizierter Ärzte in Spanien so hoch ist. Neben fehlenden Tests und Schutzmaterial dürfte vor allem die Art und Weise, wie sich das Virus in Spanien verbreitet, ein wichtige Rolle spielen. Das müssen wir in den kommenden Monaten erst noch untersuchen“, kündigt OMC-Sprecher José Repullo an. (mame)

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