Straßenproteste
Viele Gesundheitseinrichtungen bei Krawallen in Frankreich zerstört
Auch Arztpraxen, Apotheken und Gesundheitszentren legten Randalierer in den französischen Großstädten in Brand. Perfiderweise genau jene, die ihnen und ihren Angehörigen oft als Einzige Hilfe boten.
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Beamte der französischen Bereitschaftspolizei patrouillieren in Nanterre, während Feuerwerkskörper explodieren. Nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle bei Paris gab es mehrere Nächte lang Krawalle in Frankreich.
© Aurelien Morissard/AP/dpa
Paris. Unter den rund 1.000 Gebäuden, die seit dem 27. Juni im Zuge der Krawalle in Frankreich völlig oder teilweise zerstört wurden, befinden sich auch viele Gesundheitseinrichtungen, darunter gut 30 Apotheken und einige Gesundheitszentren. Auch eine hochmoderne rollende kardiologische Praxis, die in einem Bus eingerichtet war und vor allem durch unterversorgte Gebiete fuhr, fiel den Randalierer zum Opfer und brannte völlig aus.
In den meisten Großstadtvororten befinden kaum noch niedergelassene Arztpraxen, weil ihre Inhaber schon seit langem umgesiedelt sind oder keine Nachfolger gefunden haben. Aus diesem Grund sind viele Bewohner auf soziale und öffentliche Gesundheitseinrichtungen angewiesen, die während der Unruhen auch nicht verschont wurden.
Da viele Schulen ins Brand gesetzt wurden, sind auch einige ihrer Gesundheitsräume einschließlich Schularztbüros zerstört. In dem Nordpariser Vorort Saint-Denis wurde in der Nacht zum Samstag die Notaufnahme des Krankenhauses von jungen Randalierern teilweise geplündert, weil ihnen die Wartezeit zur Behandlung ihrer verletzten Freunde zu lang schien.
Krankenhäuser unter Polizeischutz
Derzeit arbeiten viele Krankenhäuser unter Polizeischutz, um solcherlei Taten zu vermeiden. Ärzte und andere Heilberufler, deren Räume, Instrumenten und Geräte zerstört wurden, zeigten sich nicht nur empört, sondern auch tief enttäuscht: Denn oft waren die geplünderten Einrichtungen die einzigen Orte in diesen Vierteln, wo die Bewohner – nicht selten Angehörigen der Randalierer – sich kostenlos behandeln lassen konnten.
Seit Jahren fühlen sich Ärzte in den Großstadtvororten unsicherer als früher, und immer mehr von ihnen weigern sich, vor allem nachts Patienten unbegleitet zu besuchen. Jedoch geben viele von ihnen zu, dass sie nie geglaubt hätten, dass die Lage in ihren Vororten so dramatisch wie jetzt eskalieren wurde. Seit Sonntag hat sich die Situation zwar beruhigt, jetzt aber wird das genaue Ausmaß der Zerstörungen im ganzen Land immer bedrückender. (DDB)