Patientensicherheit
WHO-Forum: Tedros plädiert für stärkere Patientenbeteiligung in der Versorgung
Die WHO unterstützt ein patientenzentriertes Modell, das die Patienten in ihre eigene Versorgung einbezieht. Patientenbeteiligung bedeute viel mehr als nur informierte Zustimmung, verdeutlicht Tedros.
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WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus fordert von Ärzten, bei ihren Entscheidungen die betreffenden Patienten und deren Belange stärker zu berücksichtigen.
© Lian Yi / Xinhua News Agency / picture alliance (Archivbild)
Genf. Anlässlich des globalen Forums der WHO zum Welttag der Patientensicherheit am 17. September hat Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag in Genf die Rolle und die Beteiligung der Patienten im Versorgungsprozess hervorgehoben. „Traditionell - und auch heute noch - haben Ärzte Entscheidungen getroffen, ohne die Patienten oder ihre Familien zu konsultieren“, sagte er zur Eröffnung der zweitägigen Konferenz. .
Die WHO unterstütze hingegen ein patientenzentriertes Modell, das die Patienten in ihre eigene Versorgung einbeziehe. Patientenbeteiligung bedeute viel mehr als nur die informierte Zustimmung. „Es bedeutet eine gemeinsame Entscheidungsfindung auf der Grundlage der Präferenzen, Erwartungen und Werte des Patienten. Und es bedeutet, dass die Patienten in die Planung, Gestaltung und Bewertung von Gesundheitsleistungen einbezogen werden, dass die Patientenbildung und die Selbstpflege gefördert werden und dass Patientenfeedback zur Verbesserung der Sicherheit und Qualität der Versorgung einbezogen wird“, verdeutlichte der Generaldirektor. Dazu gehöre selbstverständlich auch die Nutzung digitaler Technologien, um die Menschen in die Lage zu versetzen, sich aktiver am Management ihrer eigenen Gesundheit zu beteiligen.
Vier Prioritäten als Leitplanken für die Versorgung
Es sei erwiesen, dass die Perspektiven, die Patienten und ihre Familien einbringen, zu einer besseren Versorgung, besseren Patientenerfahrungen und besseren Ergebnissen führen. Der Globale Aktionsplan für Patientensicherheit für 2021 bis 2030, der letztes Jahr von der Weltgesundheitsversammlung angenommen wurde, gebe in diesem Zusammenhang die strategische Richtung und die Strategien vor, mit denen Patienten und Familien in die Lage versetzt werden sollen, eine sicherere Versorgung zu unterstützen.
Die WHO arbeite mit Ländern und Partnern zusammen, um die Netzwerke „Patienten für Patientensicherheit“ zu stärken und zu erweitern, die Kapazitäten von Befürwortern der Patientensicherheit auszubauen, mit Patientenorganisationen zusammenzuarbeiten, Instrumente für das Engagement von Patienten zu entwickeln und eine Sammlung von Patientengeschichten anzulegen. Für Tedros gebe es vier Prioritäten als Leitplanken für die sicherere Patientenversorgung:
Aus- und Weiterbildung: Hier müsse mehr investiert werden, um das Gesundheits- und Pflegepersonal mit den Fähigkeiten auszustatten, das Engagement von Patienten und Angehörigen zu fördern.
Patientensicherheit und -beteiligung: Nicht nur die WHO müsse sich hier bei Regierungen und Gesundheitsdienstleistern für politische Maßnahmen und Strategien einsetzen, die den beiden Punkten Vorrang einräumten.
Entwicklung globaler Strategien: Hier müssten Patientenvertreter einbezogen werden. Selbiges gelte für relevante Initiativen und die Erarbeitung technischer Leitlinien.
Streben nach Barrierefreiheit: Barrieren, die die Patientenbeteiligung behindern, wie Sprache, kulturelle Unterschiede oder komplexe Systeme, gelte es zu überwinden.