IGES-Studie Gesundheitskompetenz

Was Eltern zum Thema Gesundheit wissen

Wie finden Eltern medizinische Infos im Krankheitsfall und wie gut können sie sie dann einordnen? Zuvor noch unveröffentlichte Befragungsergebnisse der AOK-Familienstudie 2018 zeigen: Fast ein Drittel der Eltern hält die eigene Gesundheitskompetenz für problematisch.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Was tun, wenn das Kind krank ist? Das eigene Wissen rund um das Thema Gesundheit schätzten nur knapp die Hälfte der Eltern in einer Befragung als ausreichend ein.

Was tun, wenn das Kind krank ist? Das eigene Wissen rund um das Thema Gesundheit schätzten nur knapp die Hälfte der Eltern in einer Befragung als ausreichend ein.

© detailblick / Fotolia

BERLIN. Sind Informationen im Krankheitsfall gefragt, so finden es viele Eltern ziemlich schwierig, diese zu finden – sei es für ihre Kinder oder auch für sie selbst. Für 31 Prozent der Eltern ist vor allem das Finden von Infos bei psychischen Problemen nach eigener Einschätzung ziemlich oder sehr schwierig. 23 Prozent fällt es ziemlich oder sehr schwer, Informationen zu Erkrankungen im Allgemeinen zu finden.

Das geht aus den Daten der AOK-Familienstudie 2018 hervor, die bereits in Teilen im Juli vorgestellt worden sind. Das IGES-Institut hatte dazu im Auftrag des AOK-Bundesverbandes deutschlandweit im Frühjahr über 5000 Eltern mit Kindern im Alter von vier bis 14 Jahren befragt. Am Donnerstag wurden nun speziell die zuvor noch unpublizierten Daten zur Gesundheitskompetenz vorgestellt.

Die Studienautoren haben die Einzelergebnisse zu einem Gesamtindex zur Gesundheitskompetenz gebündelt. Danach erreichen Eltern in Deutschland zu knapp der Hälfte eine ausreichende Gesundheitskompetenz, bei 32 Prozent wird sie als problematisch, bei 19 Prozent sogar als inadäquat eingestuft.

Sind dagegen Informationen erst einmal gefunden, werden sie überwiegend auch gut verstanden, so ein weiteres Ergebnis. Das gilt insbesondere für Anweisungen oder Erklärungen von Ärzten, auch hinsichtlich der Notwendigkeit von Vorsorgeuntersuchungen oder Gesundheitswarnungen. Die Werte dafür liegen zwischen 86 und 93 Prozent. Aber auch Medieninformationen werden von 75 Prozent als verständlich bewertet.

Infos vom Arzt kommen gut an

Ein deutlicher Unterschied zeigt sich bei der Verwendung von Informationen: 90 Prozent der Eltern fällt dies leicht, wenn die Information vom Arzt kommt; bei den aus Medien beschafften Informationen sind es lediglich 59 Prozent.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Bildungsgrad. Der Anteil der Hauptschulabsolventen, die Schwierigkeiten haben, Gesundheitswarnungen zu verstehen oder die Notwendigkeit von Vorsorgeuntersuchungen zu erkennen, liegt mit 13 beziehungsweise elf Prozent etwa doppelt so hoch wie der entsprechende Anteil der Eltern mit Abitur oder Hochschulabschluss.

Wie steht es um die Vertrauenswürdigkeit?

Weitaus schwieriger fällt es Eltern jedoch offenbar, Informationen und deren Vertrauenswürdigkeit zu beurteilen. So haben 37 Prozent der Eltern Probleme zu erkennen, wann es sinnvoll ist, eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen. Über 40 Prozent fällt es schwer, die Vertrauenswürdigkeit von Informationen aus Medien wie Fernsehen oder Internet einzuschätzen.

Diese Faktoren beeinflussen die Gesundheitskompetenz

Die Kompetenz ist abhängig von Alter und Erfahrung sowie vom Bildungsgrad und sozioökonomischen Status der Eltern. Besonders stark ist der Einfluss des eigenen Gesundheitszustandes auf das Ausmaß der Gesundheitskompetenz.

Bei denjenigen Eltern, die ihren Gesundheitszustand als schlecht oder sehr schlecht einstufen, liegt der Anteil mit einer ausreichenden Gesundheitskompetenz bei nur 20 Prozent. Bei denjenigen mit einem guten Gesundheitszustand sind es dagegen 52 Prozent.

Auch Eltern, die angaben, dass der allgemeine Gesundheitszustand ihrer Kinder schlecht oder sehr schlecht ist, schätzen ihre eigene Gesundheitskompetenz zu 76 Prozent als inadäquat oder problematisch ein.

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