Morbi-RSA

Welche Aspekte in Evaluation einbeziehen?

Frank Plate, BVA-Präsident, ist voll des Lobes für den Morbi-RSA. Doch von anderer Seite gibt es Verbesserungswünsche.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Die Zielgenauigkeit der Zuweisungen innerhalb des Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) hat sich zuletzt sehr verbessert. Das sagte Frank Plate, Präsident des für die Ausführung des Verteilungsmaßstabs zuständigen Bundesversicherungsamtes (BVA), beim Forum der AOK Bayern.

Maßgeblich dafür sei vor allem, dass seit 2009 auch Diagnosen den RSA steuern, so Plate. Und noch eine Verbesserung habe sich gezeigt: Die Spanne der Beitragssätze zwischen den Kassen sei enorm gesunken. Über- und Unterdeckungen gebe es aber immer noch, das Geld werde also nicht optimal verteilt.

Eine Evaluation des Morbi-RSA sei angezeigt. Einen entsprechenden Auftrag erteilte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im Dezember dem Wissenschaftlichen Beirat des BVA. Im Februar soll die konstituierende Sitzung stattfinden, bis September soll es schließlich Ergebnisse geben. Damit stünden sie der neuen Regierung zeitnah zur Verfügung, als Basis für weitere Richtungsvorgaben.

Diskutiert wird derzeit noch, welche Aspekte dabei einbezogen werden sollen und wie Hochkostenfälle, Multimorbidität und regionale Unterschiede abzubilden sind. Fraglich ist auch, wie Zuweisungen für Auslandsversicherte und Krankengeld am besten zu ermitteln sind. Außerdem immer wieder Thema: Manipulationsgefahren.

Heißes Eisen "Upcoding"

Besonders das heiße Eisen "Upcoding" wurde wiederholt zum Thema gemacht, Plate sprach sich dezidiert dagegen aus: "Es ist nicht Aufgabe der gesetzlichen Krankenkassen, die Kodierung von Ärzten zu verbessern."

Fundierte Diagnosen seien selbstverständlich wichtig. Daher befürwortete Plate das Etablieren von Kodierrichtlinien im ambulanten Bereich. Sie sollten bundesweit einheitlich sein und von Ärzten erarbeitet werden. Gegen "Kodierungsberatungen" werde eine Regelung erarbeitet. Einen Entwurf gebe es bereits. Ärzten riet der BVA-Präsident deutlich vom "Upcoding" ab. Es könne hohe Nachzahlungen zur Folge haben.

Medikamente statt Diagnosen?

Professor Jürgen Wasem, Professor für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen, erörterte in seinem Vortrag in München mögliche Verbesserungen. Er warf die Frage auf, ob alle Diagnosen in das Modell einbezogen werden sollten. Die bisherige Festlegung auf 80 sei nicht inhaltlich begründet, kritisierte Wasem das aktuelle System. Zudem sei eine sinnvolle Gewichtung nach Prävalenz zu prüfen.

Wasem gab auch zu bedenken, dass Arzneiverschreibungen womöglich noch aussagekräftiger wären als Diagnosen. Bisherige Auswertungen hätten dafür Hinweise erbracht. Es solle daher überdacht werden, sowohl Diagnosen als auch Medikamente einzubeziehen. Das gelte grundsätzlich auch für den Faktor Region, der ebenfalls aussagekräftig sein könne. Dazu gebe es zur Zeit aber keine Information. Wasem bedauerte, dass damit ein wesentlicher Aspekt entfalle.

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