Untersuchung zu Krankenkassenkosten
Welche GKV-Versicherten sind extrem teuer?
95% der Versicherten kosten die GKV-Versicherungen im Südwesten rund 1000 Euro jährlich, doch nur fünf Prozent verursachen fast die Hälfte der Kassenausgaben. Die „Kostentreiber“ wurden nun einmal genauer analysiert.
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Wer treibt die Kosten? Menschen, die fünf bestimmte Diagnosen haben, sind für die Versicherungen beispielsweise teuer.
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Hamburg. Fünf Prozent der GKV-Versicherten verursachen in der baden-württembergischen Region Kinzigtal rund 50 Prozent der Gesamtkosten. Die Versorgung der teuersten ein Prozent der Versicherten bindet fast 22 Prozent der Gesamtkosten.
Das geht aus der Analyse der Versorgungskosten im Modellprojekt Kinzigtal im Jahr 2013 hervor (Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, DOI: 10.1016./j.zefq.2020.05.007). Untersucht wurden dafür Abrechnungsdaten von 30 .355 Versicherten der AOK und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse Baden-Württemberg.
Bislang ist aus Studien in verschiedenen Ländern bekannt, dass Hochkostenversicherte einen beachtlichen Teil der Ressourcen in den Gesundheitssystemen binden. Zugleich weiß man im Detail wenig über diese wichtige Versichertenpopulation – was aber nötig ist, wenn auf diese Gruppe zugeschnittene Versorgungsmodelle entwickelt werden sollen.
Wie groß ist die Differenz?
Die Kostenunterschiede zwischen den Gruppen sind gravierend. Die Versorgungskosten bei 95 Prozent der GKV-Versicherten beliefen sich 2013 auf im Schnitt 1004 Euro. Bei den Top 5-Prozent der teuersten Versicherten liegt der Wert bereits bei 20 .149 Euro. Das teuerste eine Prozent der Hochkosten-Gruppe bindet sogar 45 106 Euro für seine Versorgung. Die Autoren um Dr. Oliver Groene von der OptiMedis AG fanden folgende Charakteristika der Hochkostenversicherten:
- Die teuersten Top 5 waren im Schnitt 68,3 Jahre alt und damit rund 20 Jahre älter als der Durchschnitt der übrigen 95 Prozent (45,4 Jahre).
- Den größten Kostenanteil bei den Top-5-Versicherten macht die Krankenhausbehandlung aus (51,2 Prozent), zweitgrößtes Leistungssegment sind Arzneimittel (23,3 Prozent). Die übrigen Leistungsbereiche stehen weit zurück: Die ambulante Versorgung durch Hausärzte bindet gerade einmal 1,8 Prozent der Mittel.
- 59,2 Prozent der Hochkostenversicherten haben Hypertonie, bei jedem Vierten wird Diabetes Typ 2 diagnostiziert, je ein Fünftel litt im Untersuchungsjahr an einer chronisch ischämischen Herzkrankheit oder hatte eine depressive Episode. Diese Diagnosen unterschieden sich nicht stark von denen der übrigen 95 Prozent – doch sie treten viel häufiger auf.
- Als „Kostentreiber“ im Krankenhaus identifizieren die Autoren Abrechnungen für Hirninfarkt, Herzinsuffizienz, Atherosklerose, Fraktur des Femurs und akuter Myokardinfarkt. Nur diese fünf Diagnosen addieren sich – pro 1000 Hochkostenversicherte – auf 1,9 Millionen Euro. Extrapoliert man diesen Wert auf bundesweit alle Hochkostenversicherte (GKV-weit rund vier Millionen), dann sind allein dafür 7,6 Milliarden Euro Behandlungskosten entstanden. (fst)