Medikamentenversuche

Wenig Informationen über Tests an Heimkindern

Veröffentlicht:

BERLIN. Die Gesundheitsbehörden können offenbar nur wenig zur Aufklärung von Medikamentenversuchen an Heimkindern in den Jahren von 1949 und 1975 beitragen. Dies geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Links-Fraktion im Bundestag hervor.

Demnach verfügen sie "über relativ wenige Informationen" dazu. Die Linke hat unter anderem wissen wollen, welche Angaben das Bundesgesundheitsamt (BGA) oder Nachfolgebehörden zu Arzneimittelstudien innerhalb dieses Zeitraums in Heimen machen könnten.

Die Bundesregierung verweist darauf, dass das erst 1961 eingeführte Arzneimittelgesetz wie auch andere frühere gesetzliche Vorschriften weder Regelungen für die Zulassung von Arzneimitteln noch für klinische Prüfungen vorgesehen hätten.

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie dem Paul-Ehrlich-Institut seien keine Unterlagen zu solchen Studien zu Zeiten des BGA (1952-1994) bekannt. Das gelte auch für das Robert Koch-Institut.

Es sei erschreckend, dass sich die Bundesregierung komplett unwillig zeige, "an der Aufdeckung der Verstrickung von Bundesbehörden in die grauenvollen Arzneimitteltests an Heimkindern in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mitzuwirken", kommentierte Sylvia Gabelmann, Sprecherin für Arzneimittelpolitik der Links-Fraktion.

Wenn man den Antworten der Bundesregierung glaube, hätten die Bundesbehörden offensichtlich alle Unterlagen zu etwaigen Verwicklungen des damaligen Bundesgesundheitsamtes mit Arzneimittelstudien an Heimkindern verloren, versteckt oder vernichtet, so Gabelmann.

Im Abschlussbericht des von der Bundesregierung einberufenen Runden Tischs "Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren" hieß es, sollte es in Heimen zu kollektiven Behandlungen oder Sedierungen gekommen sein, die der Erforschung von Medikamenten gedient hätten, sei dies als Missbrauch zu beurteilen und erfülle den Tatbestand der schweren Körperverletzung. (bar)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Compliance

DSGVO in der Arztpraxis: Wenn der Datenschutz den Daumen senkt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Let‘s talk about...

Tabuthema Sex: Wie spricht man es in der Sprechstunde an?

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt