Vorsorge

Wenn Töchter ihre Mütter motivieren

Die Aufklärung zur HPV-Impfung hat offenbar einen günstigen Nebeneffekt. Lässt die Tochter sich impfen, geht die Mutter eher zum Screening.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
HPV-Impfung zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs: In Deutschland gibt es große Impflücken.

HPV-Impfung zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs: In Deutschland gibt es große Impflücken.

© RAM / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Sowohl die HPV-Impfung der Mädchen als auch das PAP-Screening der Frauen dienen demselben Zweck: Weniger Frauen sollen an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Obwohl die beiden Präventionsprogramme auf verschiedene Altersgruppen zielen, hängen sie enger zusammen als gedacht, betont der "Impfbrief online".

Britische Forscher um Dr. Angela M. Spencer von der University of Manchester haben jetzt gezeigt, dass die Mütter von Töchtern, denen die HPV-Impfung angeboten wird, vermehrt am PAP-Screening teilnehmen (Eur Journ Publ Health 2015; 25: 1097).

Analysiert wurden die Daten von 112.451 Müttern mit Töchtern im Impfalter. Als Kontrollgruppe diente eine ebenso große Gruppe von Frauen ohne Töchter im Impfalter. Alle hatten schon längere Zeit nicht oder noch nie ein PAP-Screening wahrgenommen. Ausgewertet wurden Screening-Raten aus den zwei Schuljahren, in denen den Töchtern die Impfung angeboten worden war.

Vorsorgerate: plus 57 Prozent

Ergebnis: Mütter von Töchtern mit Impfangebot gingen in dieser Zeit häufiger zum Screening als die Frauen ohne Töchter der Kontrollgruppe. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Müttern, die vorher noch nie am PAP-Screening teilgenommen hatten.

Von ihnen gingen 57 Prozent mehr zur Vorsorge als Frauen der Kontrollgruppe (Odds Ratio 1,57 ). Von den Müttern ohne aktuelles Screening gingen vier Prozent mehr in dieser Zeit zum Screening im Vergleich zu Frauen der Kontrollgruppe.

Den Grund für den Anstieg der PAP-Screening-Teilnahme der Mütter hat das Team um Spencer ebenfalls untersucht (Fam Plann Reprod Health Care 2015; online 20. November). Dazu wurden 2387 Fragebögen an Mütter von 12- bis 13-jährigen Mädchen versandt.

In dieser Altersgruppe wird in Großbritannien die Impfung angeboten. 606 Frauen beantworteten die Fragen. Von ihnen hatten 97 in der Zeit des Impfprogramms ihre Meinung zum PAP-Screening geändert.

Außerdem haben die Forscher 23 Frauen zum HPV-Screening interviewt. Von diesen äußerten zehn eine positive Meinungsänderung, 13 hatten ihre Meinung nicht geändert. Die meisten der Frauen hatten die Informationen zur HPV-Impfung mit ihren Töchtern diskutiert.

Mütter mit positiver Meinungsänderung betonten dabei vor allem, dass ihnen durch die Auseinandersetzung mit der Impfung das Gebärmutterhalskrebs-Risiko und die Bedeutung regelmäßiger PAP-Screening-Untersuchungen stärker bewusst geworden seien. Sie wollten daher als gutes Beispiel für ihre Töchter mit der Vorsorge vorangehen.

Fazit: Bisher war aus Studien bekannt, dass Töchter von Müttern, die regelmäßig am PAP-Screening teilnehmen, häufiger die Impfung wahrnehmen.

Nach den aktuellen Studiendaten gilt aber offenbar auch das Gegenteil: Mütter von Töchtern, denen die HPV-Impfung angeboten wird, nehmen auch verstärkt das PAP-Screening wahr. Durch HPV-Impfprogramme könnte sich somit auch die Vorsorge von Zervix-Karzinom insgesamt verbessern lassen, meinen die Forscher.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Abb. 1: Wichtige Signalwege und Angriffspunkte für eine zielgerichtete Therapie beim Mammakarzinom

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Molekularpathologische Diagnostik

Welche Tests sind wichtig beim Mammakarzinom?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“