Windhorst: "Eine neue GOÄ muss die Hochleistungsmedizin abbilden"

Völlig konträre Ausgangspunkte der Bundesärztekammer und der PKV kennzeichnen den Start in die Verhandlungen um eine neue GOÄ. Unbestritten ist nur der Reformbedarf.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
GKV-Elemente nicht in der Privatmedizin - hier wird es für BÄK-Vorstand Dr. Theodor Windhorst sehr prinzipiell.

GKV-Elemente nicht in der Privatmedizin - hier wird es für BÄK-Vorstand Dr. Theodor Windhorst sehr prinzipiell.

© ÄKWL

BERLIN/BONN. Vorsichtig kommt etwas Bewegung in die seit Jahren überfällige Reform der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ). Angesichts der konträren Positionen von Bundesärztekammer und privater Krankenversicherung ist der Ausgang allerdings völlig ungewiss.

Nachdem die "Ärzte Zeitung" am Montag über eine Entwurfsskizze der Privatversicherung berichtet hatte, reagierte die Bundesärztekammer mit harscher Kritik.

"Das, was an den Vorschlägen der PKV für eine GOÄ-Novelle gut ist, findet sich bereits in dem entsprechenden Reformkonzept der Bundesärztekammer. Alles andere ist längst überholt oder mit der Aufgabenstellung einer Gebührentaxe für den freien Arztberuf nicht vereinbar", so Dr. Theodor Windhorst, im Vorstand der Bundesärztekammer zuständig für die GOÄ.

Die privaten Versicherer sollten sich vor Augen führen, dass die PKV anders als die gesetzliche Krankenversicherung bislang eine Hochleistungsmedizin ohne Budgetierung anbietet. "Das ist ein Pfund, mit dem sie im System wuchern könnte", so Windhorst.

Aus diesem Grund lehnt die Bundesärztekammer Steuerungselemente, wie sie in der GKV angewendet werden, konsequent ab. Dies betrifft vor allem die Möglichkeit, Selektivverträge abzuschließen.

Windhorst gesteht zwar zu, dass vor allen Dingen bei technischen Leistungen "gewildert" worden sei - dieses Problem müsse man aber mit Qualitäts- und Qualifikationsanforderungen in den Griff bekommen. Die Sorge der Ärzte ist, dass PKV-Unternehmen Verträge mit Klinikketten und MVZ abschließen und damit einen Dumpingprozess einleiten.

Skeptisch beurteilt wird von der Bundesärztekammer auch die Vorstellung, Leistungen zu pauschalieren oder zu Komplexleistungen zusammenzufassen. Damit würde die private Krankenversicherung ihr Alleinstellungsmerkmal verlieren, heißt es.

Stattdessen hat die Bundesärztekammer ein neues lupenreines Einzelleistungs-Vergütungssystem entwickelt, das mit insgesamt 160 Fachgesellschaft abgestimmt sei und in das rund 700 verschiedene Geräte einbezogen worden seien, sagte Windhorst der "Ärzte Zeitung".

Anders als die PKV will die Bundesärztekammer den Steigerungsfaktor als Ausdruck für individuelle Schwierigkeit einer Leistung und Aufwand für den Arzt beibehalten.

Für praxisuntauglich hält man es, den Arztleistungsanteil bei wahlärztlichen Leistungen aus den Fallpauschalen der Kliniken herzuleiten.

Lesen Sie dazu auch: Erste Gespräche zur Reform der Gebührenordnung

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie