Bayern

Zankapfel Bereitschaftsdienst

KV und Ärztekammer wehren sich gegen die Kritik der FDP an der Bereitschaftsdienst-Reform in Bayern. Die zentralen Strukturen seien wichtig, um junge Ärzte in die Praxen zu lotsen.

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MÜNCHEN. Zentral gelegene Bereitschaftsdienstpraxen, ein separater Fahrdienst für Hausbesuche und eine Vermittlungsbörse für Poolärzte, die den Bereitschaftsdienst übernehmen, wenn Vertragsärzte diesen nicht selbst durchführen können oder wollen – auf diesen drei Bausteinen fußt die Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Bayern. Ein Konzept, das die FDP in dem Bundesland nicht überzeugt. Der Landesvorstand hat daher ein Moratorium der geplanten Reform durch die KV Bayerns (KVB) gefordert.

Hauptkritikpunkt der Partei sind die zentralen Strukturen, die die KV schaffen will: Bestehende regionale Versorgungsstrukturen sowie spezifische regionale Gegebenheiten müssten besser berücksichtigt werden. Dabei geht es der FDP vor allem darum, dass es den medizinischen Berufen – die Partei zählt neben Ärzten auch Hebammen, Pflegekräfte und Apotheken auf – möglich sein soll, vor Ort mit Bürgervertretern und Kliniken bereitschaftsdienstliche Versorgungsmodelle in eigener Trägerschaft zu entwickeln und zu betreiben. "Zentrale Strukturen dürfen bereits gut funktionierende regionale Versorgungsstrukturen nicht zerstören", sagt Professor Andrew Ullmann, FDP-Landesvorstandsmitglied und Mitglied im Deutschen Bundestag.

Kritik, die sowohl bei der KVB als auch der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) auf Unverständnis stößt: Die neue Struktur des Bereitschaftsdienstes werde von einer breiten Mehrheit der Ärzteschaft getragen. Zudem biete sie bereits jetzt – der Reformprozess läuft noch bis Ende des Jahres – Vorteile für Patienten und entlaste die Notaufnahmen um "minderschwere Fälle", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Standesvertreter. "Von den Kliniken mit Bereitschaftspraxen hören wir, dass die Verteilung der Dienste gut funktioniert", berichtet KVB-Vorstand Dr. Wolfgang Krombholz. Insgesamt sollen rund 110 zentrale Bereitschaftspraxen entstehen.

Die Reform ist aus Sicht des bayerischen Landesärztekammerpräsidenten Dr. Max Kaplan aber aus noch einem Grund wichtig: Sie ist ein Baustein gegen den Ärztemangel auf dem Land. "Ein wesentliches Niederlassungshindernis war bislang die große Dienstbelastung im Bereitschaftsdienst, die viele junge Ärztinnen und Ärzte davon abgehalten hat, in einer Praxis tätig zu werden", so Kaplan. Mit der neuen Struktur werde diese Dauerbelastung für den einzelnen Arzt deutlich reduziert. Statt mehreren Wochen hätten Ärzte künftig nur noch wenige Tage Bereitschaftsdienst pro Jahr zu leisten. Das geforderte Moratorium lehnen Kammer und KVB daher ab. Die Vorschläge der FDP würden zu "kleinteiligen Insellösungen führen", ist der Kammerchef überzeugt. (reh)

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