Notdienste in Bayern

Chauffeur für Ärzte beim Hausbesuch

Weniger Bereitschaftsdienste, Fahrservice für Hausbesuche, Regressfreiheit: Um Ärzte in die Praxen zu lotsen, dreht die KVB an vielen Stellschrauben.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Um Ärzten eine Landarztpraxis schmackhaft zu machen, setzt die KVB auf einen Mix aus verschiedenen Bausteinen.

Um Ärzten eine Landarztpraxis schmackhaft zu machen, setzt die KVB auf einen Mix aus verschiedenen Bausteinen.

© babimu / Fotolia

MÜNCHEN. Die Landpraxis zum Wunschort für Ärzte machen – das ist das Ziel der KV Bayerns für 2018. "Wir wollen die Rahmenbedingungen weiter verbessern", sagte der Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Krombholz bei der KVB-Jahrespressekonferenz.

Als elementarsten Baustein dafür hob Krombholz die Neustrukturierung des Bereitschaftsdienstes hervor. Im Jahr 2014 gestartet, solle sie nun bis November 2018 abgeschlossen werden. Die noch ausstehenden 29 Portalpraxen sollen in dieser Zeit an den vorgesehenen Kliniken eingerichtet werden. Damit wären es insgesamt 110 Portalpraxen in ganz Bayern. Bisher nehmen nur zehn Pilotregionen teil, dann sollen alle 42 bayerischen Bereitschaftsdienstregionen umgestellt sein. Patienten sollen dann höchstens eine halbe Stunde zur nächsten Portalpraxis fahren müssen.

Jede Bereitschaftsdienstgruppe besteht aus mindestens 15 Ärzten. Die Umstrukturierung soll vor allem helfen, Dienste besser zu verteilen. Mehr als 80 Dienststunden pro Jahr soll dann kein Arzt mehr übernehmen müssen. Das wäre für manchen eine erhebliche Verbesserung. "Wir haben Kollegen, die 700, 800 oder sogar 1000 Dienststunden pro Jahr hatten", berichtete Dr. Pedro Schmelz, stellvertretender KVB-Vorstandsvorsitzender. Nicht umsonst sei die hohe Dienstbelastung über Jahre eine der größten Hürden für Niederlassungen gewesen.

Dr. Wolfgang Krombholz, Vorsitzender der KV Bayerns, will die Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte verbessern.

Dr. Wolfgang Krombholz, Vorsitzender der KV Bayerns, will die Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte verbessern.

© susanne-kraus.de / KVB

Einen wichtigen Beitrag zur Umstrukturierung leiste zudem das neue Poolärzte-System. Seit 2015 habe die KVB 900 Poolärzte akquirieren können. Sie seien keine Vertragsärzte und daher nicht zum Bereitschaftsdienst verpflichtet. Um dennoch teilzunehmen, schlössen sie Kooperationsverträge mit der KVB und erhielten Abrechnungsnummern. Dann könnten sie über ein Dienstabgabesystem freiwillig Dienste anderer Ärzte übernehmen. In den Pilotregionen stemmten die Poolärzte inzwischen durchschnittlich 39 Prozent der Dienste. Das entlaste die Vertragsärzte.

Wenn im Bereitschaftsdienst Hausbesuche notwendig seien, müssten die Ärzte das ebenfalls leisten. Die Außeneinsätze sollen laut KVB aber ebenfalls komfortabler werden – und sicherer: die KVB beauftragt neuerdings Fahrdienste, die Ärzte zu Hausbesuchen bringen. Alle Fahrer hätten eine medizinische Grundausbildung, etwa als Sanitäter. So könnten sie die Ärzte beim Hausbesuch nicht nur begleiten, sondern ihnen bei Bedarf auch assistieren.

Ende Oktober hatte die KVB per Umfrage Meinungen von Ärzten und Patienten zur Reform eingeholt. Sie seien großenteils positiv gewesen, bei den Patienten noch positiver als bei den Ärzten. Ein Kritikpunkt der Mediziner seien weite Anfahrtswege gewesen. Sobald alle Praxen eingerichtet seien, sollen Hausbesuche aber wohnortnah vermittelt werden.

Ein weiterer wichtiger Baustein für Niederlassungen ist Krombholz zufolge der Regressschutz. In diesem Punkt habe die KVB mit der Wirkstoffvereinbarung ein gutes Ergebnis erreicht. "Wir haben seit drei Jahren keine Regresse in Bayern", so Krombholz. "Das gibt es sonst nirgends." Im Quartal 4/2017 habe die KVB nun erstmals auch für Heilmittel Verordnungsvorgaben etablieren können. Damit solle es in diesem Bereich ebenfalls bald keine Regresse mehr geben.

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