Ärzte wollen Raucher offensiver aufklären

BERLIN (dpa). Millionen von Rauchern könnten künftig weit offensiver als heute von Ärzten auf ihre Sucht angesprochen und auf Entwöhnungsprogramme hingewiesen werden.

Veröffentlicht:

So könnte die Forderung der Bundesärztekammer umgesetzt werden, Tabakabhängige als krank und behandlungsbedürftig einzustufen, sagte am Dienstag der Vorsitzende des Kammer-Ausschusses "Sucht und Drogen", Frieder Hessenauer.

Hessenauer verwahrte sich gegen Vorwürfe, die Ärzte wollten entsprechende Gespräche vor allem teurer abrechnen oder die Raucher in eine "kranke Ecke" stellen. "Wir wollen Betroffenen Hilfestellung geben, nicht sie stigmatisieren."

Bis zu 20 Millionen süchtige Raucher

Sinnvoll wäre es, wenn Ärzte Betroffene auf ihre Abhängigkeit ansprechen, auch wenn diese wegen anderer Beschwerden zum Arzt gingen. Von den rund 29 Millionen Rauchern in Deutschland seien die Hälfte bis zwei Drittel abhängig, sagte Hessenauer. Zeichen seien etwa Entzugserscheinungen, eine Steigerung der Dosis, regelmäßiger Bedarf und der Griff zur Zigarette gleich nach dem Aufstehen.

Der Spitzenverband der Krankenkassen wandte sich dagegen, Raucher als Kranke einzustufen und die Behandlung neu abzurechnen. "Wir sehen hier keinen besonderen Vergütungsbedarf", sagte Verbandssprecher Florian Lanz der "Frankfurter Rundschau". "Beratungsgespräche rund ums Rauchen gehören selbstverständlich zu den Kernaufgaben insbesondere der Hausärzte. Sie werden innerhalb bestehender Pauschalen vergütet."

Die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) zeigte sich offen, aber auch vorsichtig. Die Vorschläge sollten geprüft werden. "Es brauchen sicherlich auch einige Menschen Hilfe, wenn es darum geht, dass sie vom Rauchen loskommen", sagte sie bei N24. "Sie deswegen alle als krank oder süchtig einzustufen ist sicherlich schwierig." Zunächst sollten Entwöhnungsprogramme verbreitet werden. Im RBB-Inforadio sagte sie, für die Tabak-Entwöhnung wäre es gut, Suchtraucher als Kranke anzuerkennen. Sie erwarte, dass die Ärztekammer mit der Regierung in die Diskussion eintrete, "wo die Grenze dort zu ziehen ist".

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxismarketing

So entwickeln Sie das Leitbild für Ihre Praxis

Glosse

Die Duftmarke: O tempora, o mores!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung