Ärztliche Gutachter kommen auf den Prüfstand

DÜSSELDORF (iss). Beim Sozialgericht Düsseldorf (SG) steht die Qualität der medizinischen Gutachten auf dem Prüfstand. Voraussichtlich bis Juni werden die Sachverständigengutachten einer kritischen Bestandsaufnahme unterzogen, um Schwachstellen zu erkennen und die Verfahren zu verbessern.

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Gemeinsam mit der Fachgruppe Psychologie der Bergischen Universität Wuppertal nimmt das Gericht die Arbeit der medizinischen Sachverständigen aus zwei Blickwinkeln unter die Lupe.

Die Wuppertaler Forscher erhalten SG-Gutachten, die zufällig ausgewählt und anonymisiert werden. Die Wissenschaftler untersuchen sie nach Kriterien wie Vollständigkeit, Neutralität und Plausibilität.

Gleichzeitig werden Kläger, die bei Verfahren im Schwerbehinderten-, Renten- oder Unfallversicherungsrecht medizinisch untersucht wurden, zu ihren Erfahrungen befragt. Dabei geht es darum, wie zufrieden die Kläger mit den Abläufen waren, ob die Ärzte etwa persönlich auf sie eingegangen sind. Ein häufiges Ärgernis zwischen medizinischen Gutachtern und Sozialgerichten ist die Dauer des Begutachtungsprozesses.

"Das medizinische Sachverständigengutachten stellt ein wesentliches Hilfsmittel in der sozialgerichtlichen Entscheidungsfindung dar", begründet SG-Präsident Peter Brückner die "Begutachtung der Begutachtung". Die Ausführungen der Sachverständigen müssten schlüssig und nachvollziehbar sein, und dabei objektiv, umfassend und transparent.

"Wir wollen mit diesem Vorhaben die Durchführung der Begutachtungen beim Sozialgericht Düsseldorf weiter optimieren und gleichzeitig den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis stärken", sagt Brückner.

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Kommentare
Dr. Uwe Bungard 21.04.201019:46 Uhr

Qualität hat (hätte!) eben ihren Preis

Tja, da scheint das Sozialgericht Düsseldorf ja einmal auf die richtige Fährte gekommen zu sein.
In der Tat: wenn man so manche "Gutachten" für das Sozialgericht durchliest, stehen einem wirklich die Haare zu Berge...
Und wenn man manche zu Begutachtende (nicht selten in den Gutachten dann als "Patienten" bezeichnet....) berichten hört, was sie bei den verschiedenen "Gutachtern" so alles erlebt haben, werden die Haare noch länger und die Berge noch höher.
Könnte dies möglicherweise daran liegen, dass manche Kollegen sich anscheinend prostituieren, indem sie wissenschaftlich begründete Gutachten für Dumpingpreise erbringen?
Wie man weiß, wird ja das "einfache" Gutachten über einen Menschen nach JVEG schlechter bezahlt als das über die Vorder- und Rückseite von Münzen...
Und manche "Gutachter" sollen ja sogar Pauschalvereinbarungen mit dem Sozialgericht Düsseldorf haben; so nach der Devise: Für jedes Gutachten 400 €, egal, um was es sich handelt.
Wenn dann die 600-Seiten-Akte durchgelesen wird, der Proband untersucht und befragt wird, gegebenenfalls noch Zusatzuntersuchungen durchgeführt werden müssen, wird man wohl irgendwo sparen müssen.
Ich vermute: An der Qualität.....
Das erinnert ja alles sehr an die kranken Kassen und deren Vasallen, die Kassenärztliche Bundes- und Landesvereinigungen: eine "Qualitätsoffensive" nach der anderen für immer weniger Hohnorar.

Grüße

Dr. Uwe Bungard



Dr. med. Uwe Bungard
Facharzt für Neurologie
Facharzt für Nervenheilkunde
Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Begutachtung
Zertifizierter Gutachter der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Dreherstr. 3-5
40625 Düsseldorf
Telefon +49 (0) 211 – 294065
Telefax +49 (0) 211 – 294066

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