Arzneimittelversorgung

Apotheken übernehmen Hämophiliegeschäft jetzt ganz

Ab September werden Hämophilie-Präparate im Regelfall nur noch auf Rezeptvorlage in Apotheken abgegeben. Patienten- und Ärzteverbände warnen vor Re-Importen.

Veröffentlicht:

Berlin. Hämophilie-Patienten bekommen Gerinnungspräparate ab 1. September im Normalfall nur noch nach Rezeptvorlage in einer öffentlichen Apotheke – und müssen ab sofort Zuzahlung leisten. Darauf wies am Montag der Apothekerdachverband ABDA hin. Die bisherige Praxis, dass Bluter Medikamente direkt in der Arztpraxis erhalten konnten, gehört damit der Vergangenheit an.

Die Änderung des Vertriebsweges für Gerinnungsfaktoren wurde mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) eingeführt. Danach dürfen Praxen, die auf Bluter-Versorgung spezialisiert sind, in Zukunft nur noch einen Präparatevorrat für Notfälle anlegen und anlassbezogen daraus abgeben.

Patienten sollen sich nicht sorgen

„Die öffentlichen Apotheken übernehmen gerne die Verantwortung für die Arzneimittelversorgung von Hämophilie-Patienten“, ließ Berend Groeneveld, Patientenbeauftragter des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), am Montag verlauten. Sorgen, der neue Vertriebsweg könnte ihnen Versorgungsprobleme bereiten, müssten sich die Patienten nicht machen, versichert Groeneveld.

Die Neuregelung war während des Gesetzgebungsverfahrens besonders umstritten. Rund 8000 Deutsche leiden an Hämophilie. Etwa 2500 von ihnen bezogen laut Interessengemeinschaft Hämophiler (IGH) bisher Gerinnungsfaktoren direkt in einem der bundesweit etwa 20 Hämophiliezentren.

Anlässlich der jetzt regelhaften Rezepteinlösung in Apotheken fordert die IGH die Patienten auf, darauf zu achten, dass ihr Arzt den Aut-idem-Austausch ausschließt – „spätestens wenn die ersten reimportierenden Unternehmen mit den Krankenkassen Rabattverträge geschlossen haben“. Zur Begründung heißt es, mit dem Re-Importhandel sowie den damit verbundenen Umverpackungsprozessen erhöhten sich die Risiken, dass Produktfälschungen Eingang in die Lieferkette finden.

Der Berufsverband der Hämostaseologen (BDDH) sieht das genauso und verweist auf Arzneimittelversorgungsverträge einiger Kassen, wonach Apotheker hinsichtlich der Substitution eines Bezugsarzneimittels durch einen Re-Import das Aut-idem-Kreuz nicht beachten sollen. In solchen Verträgen gebe es dann aber die Formulierung, dass der Austausch auch gegen einen Import dann zu unterbleiben habe, wenn medizinisch therapeutische Gründe dagegen sprechen.

Daher empfehle der BDDH, heißt es wörtlich, „allen seinen Mitgliedern zukünftig auf Rezepten für Gerinnungsfaktorenpräparationen ‚aus medizinisch therapeutischen Gründen kein Austausch‘ schriftlich zu vermerken“. (cw)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

© ASK Agentur für Sales und Kommunikation GmbH

Tag der Seltenen

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Als stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen/Marburg (UKGM) hat Dr. Beate Kolb-Niemann nicht nur die psychosomatische Versorgung in der Region entscheidend mitgeprägt. Indem sie somatisch orientierten Ärzten die Augen für die psychosomatische Dimension von seltenen Erkrankungen öffnet, trägt sie zu einer ganzheitlichen Betreuung Betroffener bei.

© [M] Kolb-Niemann; gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Wenn man auf Anhieb nichts findet, ist es nicht immer die Psyche

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert