vfa-Forderung

Arzneimittelstudien: Studienstandort Deutschland braucht Trendumkehr

Deutschland ist bei Arzneimittelstudien der Industrie international nur noch auf Platz 6, berichtet der vfa. Um besser abzuschneiden, seien eine Harmonisierung des Datenschutzes und zügigere Vertragsverhandlungen erforderlich.

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Die 589 Studien, an denen sich deutsche medizinische Einrichtungen 2021 beteiligten, betreffen mehr als 230 verschiedene Krankheiten.

Die 589 Studien, an denen sich deutsche medizinische Einrichtungen 2021 beteiligten, betreffen mehr als 230 verschiedene Krankheiten.

© Nicolas Loran / Getty Images / iStock

Berlin. Deutschland falle als Standort für klinische Arzneimittelstudien zurück. Nach einer neuen Erhebung des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) rangierte Deutschland 2021 weltweit nur noch auf Platz 6 (2020: Platz 4) bei Studien, die von Pharmaunternehmen veranlasst wurden. Bis 2016 sei Deutschland noch die weltweite Nummer 2 gewesen, heißt es in einer Mitteilung des vfa.

Dass es anders gehe, zeige Spanien: Dieses Land habe sich zum wichtigsten Standort für Studien von Pharma-Unternehmen nach den USA und China entwickelt. Es wäre für Deutschland von Nutzen, diesem Beispiel zu folgen, so der vfa.

Denn bei klinischen Studien mitwirkende Ärztinnen und Ärzte könnten die Medizin von Morgen erlernen, Erkrankte erhalten zusätzliche Chancen und eine besonders intensive Betreuung und Unternehmen wiederum kämen mit der Therapieentwicklung schneller voran, wenn auch deutsche Kliniken mitwirken.

Vorschlag für die Ausgestaltung gängiger Vertragsteile

Eine Trendumkehr erfordert laut vfa Veränderungen an verschiedenen Stellen: Vordringlich dafür sei eine bundesweite Harmonisierung des Datenschutzes für Studien und seien zügigere Vertragsverhandlungen zwischen medizinischen Einrichtungen und Pharmaunternehmen.

Um Vertragsverhandlungen zu erleichtern, haben vfa und die Deutsche Hochschulmedizin Mustervertragsklauseln zusammengestellt, als Vorschlag für die Ausgestaltung gängiger Vertragsteile. Solche Klauseln seien Teil des Erfolgs von Spanien im Studienwesen. Ihre Verwendung sei dort – anders als in Deutschland – verbindlich.

Die vfa-Erhebung beruht auf dem internationalen Studienregister Clinicaltrials.gov. Gezählt wurde, an wie vielen 2021 begonnenen, von Pharmafirmen veranlassten Studien Kliniken oder Praxen eines Landes mitgewirkt haben. Eine multinationale Studie wurde bei jedem beteiligten Land mitgezählt. Dabei wurden nur interventionelle Studien mit Medikamenten erfasst, keine Registerstudien oder Anwendungsbeobachtungen.

Die TOP-8-Länder

  • USA: 2.749 Studien
  • China: 1.139 Studien
  • Spanien: 682 Studien
  • UK: 615 Studien
  • Kanada: 605 Studien
  • Deutschland: 589 Studien
  • Frankreich: 549 Studien
  • Australien: 542 Studien

Die 589 Studien, an denen sich deutsche medizinische Einrichtungen 2021 beteiligten, betreffen mehr als 230 verschiedene Krankheiten. Das mache deutlich, wie weit gefächert die Innovationsanstrengungen der Pharmaindustrie sind, so der vfa.

Besonders oft ging es 2021 um die Therapie unterschiedlicher Krebserkrankungen (166 Studien), immunologischer Erkrankungen (116 Studien) und Infektionskrankheiten (45 Studien, davon 17 zu COVID-19). (mn)

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