Seminar hilft

Auf dem Weg zum perfekten Weiterbilder

Unterstützen, fördern, Feedback geben: Die Weiterbildung ist weder für den jungen noch für den erfahrenen Arzt einfach. In Hessen helfen Seminare, das Beste aus der gemeinsamen Zeit in der Praxis herauszuholen.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Train-the-Trainer-Seminar im hessischen Grünberg: Vor allem der Austausch mit Kollegen aus sehr unterschiedlichen Praxiskonstellationen ist hilfreich für die Weiterbilder.

Train-the-Trainer-Seminar im hessischen Grünberg: Vor allem der Austausch mit Kollegen aus sehr unterschiedlichen Praxiskonstellationen ist hilfreich für die Weiterbilder.

© Jana Kötter

GRÜNBERG. Ein Landarzt kurz vor dem Ruhestand, eine erfahrene Ärztin aus dem MVZ, ein junger Allgemeinmediziner aus der Stadt, der in die elterliche Praxis eingestiegen ist und dort bald selbst weiterbilden möchte: So unterschiedlich die 28 Seminarteilnehmer sind, so sehr verbindet sie der Wunsch, ihr Wissen an junge Ärzte in Weiterbildung weiterzugeben.

Deshalb haben sie sich gemeldet, als das Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin Hessen zum Train-the-Trainer-Seminar eingeladen hat.

"Wir können uns insgesamt über ein sehr großes Interesse an den Seminaren freuen", zieht Lia Pauscher vom Kompetenzzentrum eine Zwischenbilanz.

Nach dem ersten Seminar in Hessen hätten sich bereits zahlreiche Interessierte für das Seminar im November 2016 gemeldet. "Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, planen wir ein zusätzliches Seminar im Sommer abweichend vom halbjährlichen Turnus", sagt Pauscher.

Finanziell gefördert werden die Trainings durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und die Adolf Messer Stiftung.

Zufriedenheit soll steigen

Ärzte Zeitung rückt junge Ärzte in Fokus

Mit einer neuen Themen-Seite will die "Ärzte Zeitung" ab sofort vermehrt junge Ärzte in Studium und Weiterbildung in den Blick nehmen.

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Von dem großen Interesse profitieren nicht nur die Weiterbilder, die lernen, worauf es in der Kommunikation mit den jungen Kollegen ankommt: "Ziel der Seminare ist es, die Weiterbilder zu unterstützen und ihre Expertise zu vertiefen", erklärt Pauscher.

"Damit soll die Effektivität und die Zufriedenheit sowohl der Weiterbilder als auch der Ärzte in Weiterbildung erhöht werden."

So werden in Kooperation mit der KV Hessen etwa rechtliche und organisatorische Fragen rund um die Weiterbildung beantwortet, Möglichkeiten zur finanziellen Förderung erläutert und verschiedene didaktische Methoden und Tipps für die Praxis behandelt. Und: Die Weiterbilder-Runde gibt Raum für den Austausch.

Die Erfahrungen sind dabei höchst unterschiedlich. Während einige noch planen, einen Arzt in Weiterbildung (AiW) einzustellen - oder aufgrund der Abgeschiedenheit der Praxis sogar verzweifelt nach einem suchen - haben andere schon eine Handvoll junger Mediziner begleitet.

Und auch die Motivation für das Engagement ist keinesfalls immer die gleiche: sich selbst weiterzuentwickeln und dazuzulernen, sagt eine, die Nachwuchssicherung erwähnt der andere.

Allgemeinmediziner Lothar Gühne aus Fuldatal empfindet den AiW als "Befruchtung für das eigene Team", erklärt er in der Vorstellungsrunde.

Doch den AiW tatsächlich kompetent zu begleiten und auch in möglicherweise unangenehmen Situationen zu kommunizieren, ist nicht immer einfach.

"Ein vertrauensvoller Umgang miteinander, der es ermöglicht, auch mal unangenehme Themen oder auch Fehler, die gemacht wurden, beidseitig ansprechen zu können, ist wichtig", sagt Pauscher.

Fehlerkultur steht auf der Agenda

Auf dem Stundenplan im Grünberger Tagungshotel stehen daher auch Feedbacktraining, Fehlerkultur und rechtliche Fragen. Die Einheit zum Feedbacktraining ist dabei interaktiv mit Schauspielern gestaltet.

Von den Teilnehmern wird das positiv bewertet. "Das Thema wurde sehr lebhaft vermittelt und ich fühlte mich direkt in meinen Praxisalltag versetzt", sagt eine Ärztin im Anschluss. "Viele Inhalte werde ich in der Praxis direkt anwenden können."

Auch das Kompetenzbasierte Curriculum Allgemeinmedizin könne in der Kommunikation helfen, erklärt Pauscher. "Es kann ein Leitfaden für ein strukturiertes Feedbackgespräch sein."

Anhand des Curriculums könnte eine Selbsteinschätzung des AiW zu den erreichten Lernzielen abgefragt und mit der eigenen Wahrnehmung abgeglichen werden, erklärt sie den aufmerksam zuhörenden Teilnehmern. Nicht alle von ihnen haben schon einmal vom Curriculum gehört.

Die Weiterbildungsordnung in Hessen sieht lediglich ein Feedbackgespräch im Jahr vor, laut DEGAM und Hausärzteverband sollte es eines pro Quartal sein. "Hier sind also Variationsmöglichkeiten", sagt Pauscher.

In kleinen Gruppen setzen sich die Weiterbilder im Workshop mit der Frage auseinander, welche Inhalte ein gutes Feedbackgespräch vermitteln muss und wie oft dieses geführt werden sollte. Zentrale Antworten: "Aufgaben und Ziele bis zum nächsten Gespräch", "in regelmäßigen Abständen, vereinbar mit dem Praxisalltag".

Deutlich wurde aber auch, dass es gerade am Übergang von klinischer zu ambulanter Ausbildung schwer sein kann, die bereits erlernten Inhalte genau zu evaluieren. Viele Teilnehmer klagen dabei über ähnliche Probleme. "Der Austausch mit anderen ist unheimlich wertvoll", findet Dr. Almut Körner.

Die Allgemeinmedizinerin, die ihre Praxis in Frankfurt hat, ist erfahrene Weiterbilderin und gibt ihr Wissen als Mentorin weiter. Dabei ist sie oft Ansprechpartnerin in Lebenskrisen, berichtet sie im Train-the-Trainer-Seminar: Kurz vor einer Prüfung etwa kommen viele, oder in Momenten der Skepsis, ob der Berufswunsch wirklich noch der richtige ist.

Zertifikat als Orientierung

Dass solch ein Mentoring-Angebot wichtig ist, zeigen aktuelle Daten der Verbundweiterbildung Plus: 84,2 Prozent der befragten Facharzt-Prüfungsabsolventen wünschten sich demnach eine Teilnahme an einem Mentoring-Programm.

Und Körner, die ihren Schützlingen zur Seite steht, schöpft im Seminar neue Kraft: "Es ist wirklich interessant, zu hören, dass viele Probleme immer wieder auch in anderen Praxen auftreten."

Im Anschluss an das Train-the-Trainer-Seminar zeichnet die teilnehmenden Praxen und ihre Weiterbilder übrigens etwas Besonderes aus: "Sie erhalten ein Zertifikat", erklärt Pauscher.

"Das kann auch für junge Ärzte, die eine Weiterbildungspraxis suchen, als ,Qualitätssiegel‘ interessant sein."

Das Curriculum gibt es als Leitfaden im Internet.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Begegnung auf Augenhöhe heute ein Muss

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