Bei Demenz arbeiten Haus- und Klinikärzte eng zusammen

KÖLN (iss). In Aachen arbeiten Haus- und Klinikärzte eng verzahnt bei der Versorgung von Patienten mit Demenz zusammen. Kernpunkte des DemenzNetzes Aachen sind die Verbesserung der Frühdiagnostik, Unterstützungsangebote für die häusliche Versorgung der Patienten und die enge Vernetzung der Behandlungsebenen. Das Netz ist in die Förderung des "Leuchtturmprojektes Demenz" aufgenommen worden.

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Initiatoren des DemenzNetzes sind die Arbeitsgemeinschaft Aachener Hausärzte (AGAH) und das Gerontopsychiatrische Zentrum am Alexianer Krankenhaus, das eine Gerontopsychiatrische Gedächtnisambulanz und eine Beratungsstelle betreibt. Bislang nehmen rund 80 Hausärzte an dem Projekt teil, mehr als 100 Patienten sind eingeschrieben, berichtet Projektleiter Dr. Andreas Theilig, Oberarzt am Alexianer Krankenhaus.

Die gute Kooperation des Zentrums mit den Hausärzten sei von entscheidender Bedeutung. "80 Prozent unserer Einweisungen kommen von Hausärzten", sagt Theilig. Im DemenzNetz haben sich die Beteiligten auf eine enge und standardisierte Kooperation und einen regelmäßigen Informationsaustausch geeinigt. Den Hausärzten und ihren Mitarbeiterinnen werden Schulungen in der Frühdiagnostik der Demenz angeboten. "Die Schulungen werden sehr gut angenommen", sagt er.

Zur differenzierten Diagnostik könne der Hausarzt den Kranken an die Gedächtnisambulanz überweisen. "Gemeinsam wird dann ein individueller Behandlungsplan abgestimmt." Hinzu kommen Schulungsangebote für pflegende Angehörige und die Information über weitere Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen. Die Beratungsstelle an der Klinik könne sämtliche ambulanten und häuslichen Hilfsmaßnahmen einleiten. "Dreh- und Angelpunkt ist das Case Management", sagt Theilig.

"Es ist aus hausärztlicher Sicht eine große Erleichterung, sowohl medizinisch-organisatorisch als auch menschlich den Demenzkranken einen Weg zu einer umfassenden Versorgung schon gut vorbereitet aufzeigen zu können", betont der AGAH-Vorsitzende Dr. Wilfried Duisberg. Gerade weil die medizinischen Möglichkeiten in diesem Bereich noch beschränkt seien, sei es umso wichtiger, den Patienten zusätzliche trainierende, unterstützende, entlastende und begleitende Hilfen zum jeweils günstigsten Zeitpunkt anbieten zu können, sagt Duisberg.

Die Arbeit des DemenzNetzes Aachen wird von der Katholischen Fachhochschule NRW, Abteilung Aachen, evaluiert. Zu der wissenschaftlichen Begleitung gehört die Befragung von Hausärzten und Patienten. "Generelles Ziel der Evaluation ist es, Erkenntnisse für den Ausbau und die Verbesserung der Strukturen und Prozesse in der Versorgung von Demenzerkrankten im häuslichen Umfeld zu liefern", erläutert Professor Liane Schirra-Weirich, Leiterin der Evaluation. Die wissenschaftliche Begleitung könne mögliche Verbesserungspotenziale und Veränderungsbedarf aufzeigen, sagt sie.

In Gesprächen mit den Krankenkassen werde man versuchen, eine Überführung der Netzstrukturen in die Regelversorgung zu vereinbaren, sagt Theilig. Dass ein solches Modell Sinn macht, steht für ihn außer Frage. "Wir erreichen eine geringere Zahl von Krankenhauseinweisungen und Arztbesuchen und eine längere Versorgung der Patienten im häuslichen Umfeld."

Leuchtturmprojekt Demenz

Das DemenzNetz Aachen ist eines von 29 bundesweit geförderten Leuchtturmprojekten im Bereich Demenz und erhält vom Bundesgesundheitsministerium über 22 Monate rund 500 000 Euro. Insgesamt stellt das Ministerium für die Leuchttürme bis Ende 2009 rund 13 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel der Initiative sei es, die Versorgung demenzkranker Menschen in Deutschland zu verbessern, sagt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. "Die ausgewählten Leuchttürme sind Projekte mit Vorbildfunktion." Beim Aachener Netz würdigt sie insbesondere die Zusammenarbeit des Alexianer Krankenhauses mit den Hausärzten. "Dies ist besonders wichtig, weil wir wissen, dass es bei der Früherkennung erhebliche Mängel gibt".

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