Oberstaatsanwaltschaft Frankfurt

Korruption im Gesundheitswesen – Staatsanwalt sitzt selbst in U-Haft

Ein unter anderem auf das Gesundheitswesen spezialisierter Frankfurter Beamter des höheren Justizdienstes steht im Verdacht der Bestechlichkeit.

Veröffentlicht:
Kick-backs in Höhe von 240.000 Euro soll ein Frankfurter Oberstaatsanwalt für die Vermittlung von Gutachten im Gesundheitsbereich erhalten haben.

Kick-backs in Höhe von 240 .000 Euro soll ein Frankfurter Oberstaatsanwalt für die Vermittlung von Gutachten im Gesundheitsbereich erhalten haben.

© Natalia Demidchick / stock.adobe.com

Frankfurt/Main. Der Vorwurf wiegt schwer: Ein 53 Jahre alter Beamter des höheren Justizdienstes bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main soll über einen Zeitraum von fünf Jahren 240 .000 Euro Kick-back-Zahlungen von einem befreundeten Unternehmer für erteilte Gutachten aus dem Gesundheitsbereich erhalten haben.

Pikant: Der Beschuldigte gilt als ausgewiesener Experte in puncto Korruption und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen und trat nach außen hin auch als harter Verfechter von Recht und Ordnung auf. So klärte er bei Veranstaltungen unter anderem Ärzte über den neu im Strafgesetzbuch verankerten Antikorruptionsparagrafen 299a auf.

Wie die Frankfurter Staatsanwaltschaft mitteilt, sitzt der 53-Jährige jetzt ebenso wie der 54-jährige Unternehmer wegen des Verdachts der gewerbsmäßigen Bestechlichkeit bzw. Bestechung in Untersuchungshaft.

Umfangreiche Razzia

Wie es weiter heißt, wurden im Zuge des Ermittlungsverfahrens am 23. Juli insgesamt zehn Objekte, darunter die Wohnungen der beiden Beschuldigten in Frankfurt am Main und im Hochtaunuskreis sowie der Arbeitsplatz des Beamten, durchsucht.

Nach den bisherigen Ermittlungen, die auf eine Strafanzeige aus dem persönlichen Umfeld des beschuldigten Beamten zurückgehen, besteht laut Staatsanwaltschaft der Verdacht, dass der beschuldigte Unternehmer auf Initiative des Beamten im Jahr 2005 eine Gesellschaft gründete und leitete, deren Geschäftszweck überwiegend in der Erstattung von Gutachten für Justizbehörden bestand.

In den vergangenen zehn Jahren soll das Unternehmen hierdurch mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen aus Gutachtenvergütungen von Justizbehörden in Höhe von über 12,5 Millionen Euro aufgrund von Aufträgen des beschuldigten Beamten erzielt haben.

Bargeld und elektronische Datenträge sichergestellt

Gegen den Beamten bestehe der Verdacht, dem begünstigten Unternehmen zu Gutachtenaufträgen in straf-rechtlichen Ermittlungsverfahren verholfen zu haben. Als Gegenleistung soll der beschuldigte Unternehmer hierfür einen Teil der Erlöse an den Beamten weitergeleitet haben. Im Zeitraum von August 2015 bis Juli 2020 sollen auf diese Weise Zahlungen in Höhe von über 240 .000 Euro an den Beamten geflossen sein.

Im Rahmen der Durchsuchungsmaßnahmen seien neben Bargeld im vierstelligen Bereich Unterlagen und elektronische Datenträger sichergestellt worden, die der Auswertung bedürfen. Weitere Auskünfte will die Staatsanwaltschaft derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht geben. (maw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kriminalität

Lebenslange Haft in Folterprozess gegen syrischen Arzt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Akutes Nierenversagen

Fragwürdige Nierentherapien: Nicht unnötig spülen!

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

Lesetipps
Eine Person balanciert auf einem Grad.

© RFBSIP / stock.adobe.com

Große Datenbankanalyse

Schwindel als mögliches Warnsignal für Alzheimer

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

© Porträt: Antje Boysen / DEGAM | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?