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Brandenburg: Wenn die Bahn nicht mehr kommt

Ein ausfallender Bahnhalt könnte massive Auswirkungen auf eine wichtige Brandenburger Klinik haben - vor allem für das Personal. Politiker sind bereits alarmiert.

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Das Pendeln mit der Bahn kann bald für die Mitarbeiter der Sana-Kliniken in Sommerfeld schwieriger werden. Die Bahn plant, einen Halt zu streichen.

Das Pendeln mit der Bahn kann bald für die Mitarbeiter der Sana-Kliniken in Sommerfeld schwieriger werden. Die Bahn plant, einen Halt zu streichen.

© Jonas Walzberg / dpa / picture alliance

Sommerfeld. Es ist eines der größten orthopädischen Krankenhäuser in Brandenburg: Die Sana-Kliniken in Sommerfeld (Kreis Oberhavel) sind als Fachklinikum für Orthopädie sowie als Rehaklinikum über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. 600 Mitarbeiter, 500 Betten und rund 10.000 Patienten pro Jahr lauten die Kennzahlen, die der Chefarzt für orthopädische Rehabilitation, Dr. Volker Liefring, nennt. Und viele Mitarbeiter, aber auch viele Patienten kommen per Bahn nach Sommerfeld.

Schon als die Klinik Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, war den damaligen Erbauern, der einst selbstständigen Stadt Charlottenburg bei Berlin, die gute Bahnanbindung wichtig. Heute holt ein Shuttle Patienten vom Bahnhof ab und bringt sie in die Klinik. „Wir haben mit dem Regionalexpress RE 6 eine umsteigefreie Verbindung in die Berliner Innenstadt“, sagt Liefring.

Potenzielle Bewerber schauen auf Bahnanbindung

Denn der von Wittenberge in der Prignitz nach Berlin-Charlottenburg verkehrende Zug hält in Beetz-Sommerfeld. Zumindest derzeit noch: Die Bahn plant, den Halt des Regionalexpresses zu streichen und den für die Fachklinik ideal gelegenen Bahnhof durch die langsamere Regionalbahn 55 bedienen zu lassen. „Für uns ist das ein Problem“, sagt Liefring. Ohnehin werde es immer schwerer, Mitarbeiter für Krankenhäuser in Brandenburg zu finden. „Wenn dann auch das direkte Pendeln nicht mehr möglich ist, wird es noch schwerer, Fachkräfte zu finden.“

Heute würden mehr als die Hälfte der Ärzte der Klinik in Berlin leben, ähnlich sei die Situation bei den Pflegekräften. „Und weil immer von der Verkehrswende die Rede ist, gucken potenzielle Bewerber heute viel stärker als früher auch auf die Bahnanbindung, die ihr Arbeitgeber hat.“

Verkehrsanbindung per Bahn immer wichtiger

In der Region sind die Lokalpolitiker deswegen alarmiert. „Das Klinikum ist der größte Arbeitgeber der Region“, sagt der Kremmener Bürgermeister Sebastian Busse. „Es ist wichtig, dass es für Mitarbeiter attraktiv bleibt.“ Zudem würden in Beetz-Sommerfeld Neubaugebiete entstehen: Sie würden damit beworben, dass dort regelmäßig ein Regionalexpress nach Berlin halte. Das sei hinfällig, wenn die Häuslebauer sich nicht auf die Bahn verlassen könnten.

Auch der örtliche Landtagsabgeordnete Frank Bommert (CDU) kämpft deswegen für den Bahnhalt in Beetz-Sommerfeld: „Für uns ist es wichtig, dass hier die Züge halten.“ Immerhin hat sich Brandenburgs Verkehrsminister Rainer Genilke (CDU) schon zu einem Besuch in der Klinik angekündigt. Ob das etwas nutzt, bleibt abzuwarten – doch dass eine Verkehrsanbindung per Bahn für Krankenhäuser immer wichtiger wird, zeigt sich in Brandenburg auch in anderer Stelle: Denn erst vor kurzem hatte das Kreiskrankenhaus Prignitz in Perleberg Alarm geschlagen. Hier plant die Deutsche Bahn bekanntlich, die Bahnlinie zwischen Hamburg und Berlin für Sanierungsarbeiten längerfristig zu unterbrechen – was ebenfalls massive Auswirkungen auf pendelnde Mediziner haben würde. (lass)

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