Hanf-Deal

Cannabis-Euphorie an der Börse hilft Bionorica

Der Markt für Medizinalhanf boomt. Der Verkauf der Cannabis-Sparte durch Bionorica an die kanadische Canopy Growth kommt daher zu einem günstigen Zeitpunkt.

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NEUMARKT. Die Geduld hat sich letztlich ausgezahlt. Jahrelang blieb Bionorica-Chef Professor Michael Popp beim Geschäft mit THC und Medizinalhanf am Ball, obwohl sich der Markt kaum entwickelte. Nach dem Gesetz zur Verordnung von Cannabis vor gut zwei Jahren gingen die Verordnungszahlen dann steil nach oben.

2018 versorgte Bionorica als Marktführer nach eigenen Angaben knapp 20.000 Patienten vor allem mit Dronabinol als Rezepturarznei – von insgesamt 30.000 bis 35.000 Patienten in Deutschland. Der Umsatz aus dem Cannabis-Geschäft lag demnach bei 27 Millionen Euro, bei weiter deutlich steigender Tendenz. Mit dem Start eigener prospektiver Studien für einen evidenzbasierten Einsatz von Dronabinol in diesem Jahr war Bionorica zudem gut aufgestellt für die weitere Marktentwicklung.

Der Verkauf der eigenen C3 genannten Cannabis-Sparte von Bionorica für 225,9 Millionen Euro (wir berichteten) kam auch aus einem anderen Grund zu einem günstigen Zeitpunkt: Nachdem zuletzt in einigen Ländern der Konsum von Marihuana legalisiert oder der Einsatz von Medizinalhanf freigegeben worden war, wurde Cannabis plötzlich zu einer Wachstums-Geschichte an der Börse. Vor allem einige kanadische Unternehmen erzielten an der Börse gewaltige Kurssprünge.

So liegt der Börsenwert des Unternehmens Canopy Growth Corporation, das jetzt C3 übernommen hat, nach Meldungen aus der Wirtschaftspresse bei 17 Milliarden US-Dollar – ein Hoffnungswert angesichts eines Umsatzes im Fiskaljahr 2018 von umgerechnet 51,7 Millionen Euro. 8,7 Tonnen Cannabis hat das Unternehmen 2018 verkauft.

  Canopy Growth: Einkaufstour nach Börsengang

Der Börsengang hat Canopy Growth das nötige Kapital verschafft, um im Cannabismarkt auf Einkaufstour zu gehen. Erst im Dezember war der Hersteller von Verdampfern Storz & Bickel aus Tuttlingen für 145 Millionen Euro erworben worden.

Da sich auch Canopy Growth im Cannabis-Markt auf Medizinalhanf spezialisiert und „auf evidenzbasierte Therapien fokussiert“, wie es zur Erläuterung auf der Website von Bionorica heißt, passt die Cannabis-Sparte C3 bestens ins Portfolio des kanadischen Unternehmens.

Man wisse seit langem, dass „ein sehr umfangreiches und kostenintensives Forschungsprogramm zur Erschließung der verschiedenen Therapieoptionen im Bereich medizinisches Cannabis“ nötig sei – bei stark zunehmendem Wettbewerb durch kapitalkräftige Unternehmen im Markt, verlautet weiter von Bionorica. Um in diesem Markt zu bestehen, sei Bionorica für sich zu klein.

„Zudem müssen wir uns auf unser Kerngeschäft der Phytotherapie konzentrieren“, betonte Unternehmenschef Popp Ende der vergangenen Woche bei einer Pressekonferenz. Demnächst werde ein neues Werk in Russland eröffnet, und der Markteintritt in mehreren großen Märkten stehe für den Phytotherapeutika-Hersteller bevor.

Durch die langfristig angelegte Forschungskooperation mit Canopy Growth könne er seine Vision weiter verfolgen, neue Therapieangebote für schwerstkranke Patienten zu entwickeln, betonte Popp. Mark Zekulin, Co-CEO von Canopy Growth, betonte vor der Presse die „hohe Dynamik“ des Cannabis-Marktes auch in Europa.

Das Unternehmen, bisher in 13 Ländern auf fünf Kontinenten tätig, wolle mit Hilfe der Cannabis-Sparte einen größeren Fußabdruck im europäischen Markt hinterlassen und dank der Forschungsprogramme neue Produkte in den Markt bringen. Schmerz ist auch für Zekulin die größte Indikation des Einsatzes von Cannabinoiden in der Medizin. (ger)

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