Konjunktur

Chemie und Pharma sehen Licht am Ende des Tunnels

Nach drei Monaten Shutdown gibt sich der Chemieverband VCI für 2020 verhalten optimistisch. Die exportstarke Branche muss darauf hoffen, dass die Normalität auch in anderen Ländern wieder anzieht.

Veröffentlicht:

Frankfurt/M. 2,5 Prozent Produktionsrückgang und mit 96 Milliarden Euro Gesamtumsatz 6,1 Prozent unter der Vergleichsperiode 2019 – so lautet die Bilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland für das 1. Halbjahr 2020. Im Inland nahm der Gesamtumsatz um 5,4 Prozent ab (auf 35,6 Mrd. Euro), im Ausland wurden 60,4 Milliarden Euro (-6,5 Prozent) erlöst.

Einmal mehr erwies sich das Pharmasegment (-0,3 Prozent) als relativ konjunkturrobust, ohne dessen Beitrag die Chemieproduktion sogar um 3,6 Prozent eingebrochen wäre. Auf der Habenseite sei auch die zwischenzeitig erstarkende Nachfrage nach Desinfektions und Reinigungsmittel sowie Seifen zu verbuchen. Zum globalen Shutdown im 2. Quartal knickte die Produktion der im Inland ansässigen Chemieunternehmen nach Angaben des Branchenverbands VCI am Dienstag um 5,8 Prozent ein.

„Talsohle durchschritten“

„Unsere Unternehmen kamen trotz dieses Einbruchs deutlich besser durch die weltweite Krise als andere Branchen“, so VCI-Präsident Christian Kullmann, der auch Vorstandsvorsitzender der Essener Evonik AG ist. Die Gesamtjahresprognose des VCI lautet jetzt auf 3,0 Prozent Produktions- und 6,0 Prozent Umsatzrückgang (auf rund 186,4 Mrd. Euro).

Zwar sei die Talsohle der pandemiebedingten Rezession wohl durchschritten, heißt es. „Wir sehen erste Anzeichen einer Erholung“, so Kullmann. „Wenn ein erneuter Shutdown verhindert werden kann, dürfte sich die Nachfrage nach Chemikalien und Pharmazeutika im zweiten Halbjahr stabilisieren.“ Mit Lquiditätsengpässen hätten die Unternehmen derzeit nur noch vereinzelt zu kämpfen.

Eine Mitgliederbefragung lasse aber erkennen, dass es noch Monate wenn nicht Jahre dauern kann, bis sich die Corona-Krise aus Sicht der Industrie erledigt hat. Demnach rechnet nur jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) damit, das Produktionsniveau vor der Krise bis Ende 2021 wieder zu erreichen. 20 Prozent erwarten, dass sie ein weiteres Jahr dafür benötigen. 13 Prozent gaben laut VCI an, dass sie den Rückgang „noch später oder überhaupt nicht werden kompensieren können“.

Beschäftigung stabil

Trotz der angespannten Lage gelinge es der Branche aber bislang, „das hohe Beschäftigungsniveau zu halten“, heißt es weiter. Derzeit arbeiteten unverändert rund 464.000 Beschäftigte bei inländischen Chemie- und Pharmaanbietern. Jedoch würden frei werdende Stellen jetzt „häufig nicht neu besetzt“. Seit dem Frühjahr befänden sich 15 Prozent der Beschäftigten (etwa 70.000) in Kurzarbeit. Vor allem Zulieferbetriebe der Automobilindustrie nähmen die Überbrückungshilfe in Anspruch. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma-Regulierung: Impulse für Deutschland

Der Stand der Europäischen HTA-Regulation

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung