KI in der Medizin

„Das Paradies ist noch fern“

Viel Dampf um Künstliche Intelligenz – in ihrer Anwendung sind Klinikdirektoren aber noch zurückhaltend. Mal wieder zeigt sich: Es fehlt an Vertrauen, Geld und einer Datenstrategie.

Von Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
KI in der Medizin bewegt derzeit viele Mediziner.

KI in der Medizin bewegt derzeit viele Mediziner.

© Techniker Krankenkasse/Franziska Kraufmann

Stuttgart. Gerade im Gesundheitswesen wird Künstlicher Intelligenz viel Potenzial nachgesagt: bessere Diagnostik, effizientere Dokumentation, unterstützende Therapie. Künstliche Intelligenz als Heilsbringer also?

Mitnichten, mahnte unter anderem Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/ Die Grünen) vor Kurzem auf einer Fachveranstaltung zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) in Stuttgart. „Das Paradies ist noch fern“, so der Ministerpräsident vor gefüllten Reihen in der evangelischen Akademie Bad Boll.

Dennoch sei KI eine „der Leitbranchen des 21. Jahrhunderts in Baden-Württemberg“, die die Landesregierung vorantreiben will, etwa mit dem Forschungsinstitut Cyber Valley in Tübingen, eines der größten KI-Projekte Europas.

Baas: „KI kein Allheilmittel“

Wie KI verantwortlich gestaltet werden kann, darüber diskutierte auf der Fachveranstaltung neben Kretschmann unter anderem auch Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der mitveranstaltenden Techniker Krankenkasse. Auch Baas meint, „KI ist kein Allheilmittel, sie kann Fehler machen und ist abhängig von der Datenbasis, mit der sie gefüttert wird“.

Dennoch wäre es „blauäugig“, würde die Medizin KI nicht nutzen. „KI ist ein Werkzeug, das wir einsetzen müssen. Wir glauben, dass es unser Gesundheitssystem revolutioniert“, so Baas.

Ein Blick in Baden-Württembergs Kliniken zeigt jedoch: Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. In einer Umfrage unter den Mitgliedern des Verbandes der Klinikdirektoren des Landes gaben über 70 Prozent der Teilnehmer an, KI in ihrem Haus noch nicht anzuwenden.

Mehr als 80 Prozent unter ihnen beabsichtigen gar, mehr als zwölf Monate zu warten, bis sie KI in ihren Klinikalltag integrieren möchten. Als Gründe hierfür führen sie mitunter fehlende technische Infrastruktur, Personalmangel und fehlende finanzielle Mittel auf.

Datenstrategie gefordert

Skeptisch äußerten sich die Befragten auch beim Thema Datenschutz, den sie derzeit nicht gewährleistet sehen. Kretschmann forderte diesbezüglich eine Datenstrategie, in der sich unsere Grundüberzeugung wiederfinde und die dem „Wohle der Menschen und des Gemeinwohls“ diene.

In der KI-Diskussion müssten die ethischen Grundfragen dringend vorangetrieben werden, so Kretschmann.

Professor Jörg Hübner, Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll, mahnt, die diese Diskussion nicht hinter verschlossenen Türen zu führen: „Wir müssen den Diskurs zu KI im Gesundheitswesen öffentlich führen!“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Urologie-Kongress

DGU-Präsident Wullich: „Dafür braucht es einen engen Konnex“

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ob mit Smartphone, Zeitschrift oder Kreuzworträtsel

Langes Sitzen auf dem Klo erhöht wohl das Risiko für Hämorrhoiden

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie