Privatpraxis

Das sind die Erfolgsfaktoren

Die Privatmedizin ist für viele niedergelassene Ärzte ein (zunehmend) wichtiges Standbein, um wirtschaftlich gut über die Runden zu kommen. Wer der Kassenmedizin aber ganz den Rücken kehren will, der sollte strategisch vorgehen. Wir zeigen, worauf es ankommt.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Wer der Kassenmedizin den Rücken kehren will, der sollte strategisch vorgehen.

Wer der Kassenmedizin den Rücken kehren will, der sollte strategisch vorgehen.

© Trueffelpix / Fotolia

FRANKFURT/MAIN. Dr. Christoph Gepp ist Privatarzt aus Überzeugung. Als er sich vor rund 20 Jahren als Allgemeinmediziner selbstständig machte, setzte er sofort ausschließlich auf die Privatmedizin. "Zu Beginn braucht man ein bisschen Luft, aber nach einem guten Jahr kommt man doch in Regionen, in denen man bescheiden, aber gut leben kann. Heute ist es super", berichtet Gepp, der auch Vorstand im Privatärztlichen Bundesverband (PBV) ist.

Seine Erfahrungen als Privatarzt wird Gepp am 29. Oktober beim Tag der Privatmedizin in Frankfurt in einem Workshop weitergeben. "Erfolgreicher Einstieg oder Umstieg in die Privatpraxis – 10 Tipps für den sicheren Erfolg" ist Gepps Veranstaltung überschrieben. Und nach Überzeugung des Privatarztes ist schon eine strategische Herangehensweise erforderlich, wenn ein Arzt auf die Kassenmedizin – und damit auf die große Mehrheit der Patienten – weitgehend verzichten will.

Einige wichtige Faktoren sollten Ärzte auf jeden Fall beachten, bevor sie den Schritt wagen:

Der Standort: In Darmstadt, wo Gepp praktiziert, hatte der Allgemeinarzt schon einen Vorteil: Am Sitz unter anderem des Regierungspräsidiums und der Landeskirche und auch der Raumfahrtinstitutionen, der Post und der Telekom ist der Privatanteil relativ hoch. "Ein Standort am sozialen Brennpunkt ist sicher nicht für eine Privatpraxis geeignet, aber es muss aber auch nicht immer das Westend sein", erläutert Gepp. Wichtig sei auch, wie groß das Einzugsgebiet der Praxis ist – und das hängt sehr stark vom Angebot der Praxis ab.

Die Nische: Ein Arzt, der seinen Privatanteil steigern möchte oder eine Privatpraxis aufmachen will, sollte immer überlegen, inwiefern er sich mit seinem Angebot davon abhebt, was die Kassenärzte machen. "Eine Nische für das eigene Angebot ist wichtig", betont Gepp. Das kann ein besonderer Tätigkeitsschwerpunkt sein, dazu gehört aber auch, sich mehr Zeit für die Patienten zu nehmen, als in der Kassenmedizin möglich ist.

Die Räumlichkeiten: Die Praxis sollte auf jeden Fall ein gewisses Ambiente haben, empfiehlt der Allgemeinarzt. Am Anfang sollte aber "jede Mark, die man ausgibt, auf den Prüfstand. Da kann gehobene Ikea-Ausstattung ausreichen". Auch die Größe sei ein Faktor: "Wenn die Räumlichkeiten zu groß sind, entsteht durch die Miete gleich eine wirtschaftliche Drucksituation", warnt Gepp.

Professionelles Auftreten: "Wir müssen uns auf jeden Fall von Heilpraktikern unterscheiden", so der Appell des Privatarztes. Das bedeute, dass eine permanente Erreichbarkeit gegeben sei, auch am Telefon. Und das heiße auch: "Keine Praxis ohne Arzthelferin!" Die Ärzte, die am Anfang keine MFA gehabt hätten, seien häufig über den Status einer Minipraxis nicht hinausgekommen.

Erfolgsfaktor Arzt: Es sei sehr wichtig, authentisch aufzutreten, sagt Gepp. "Ich biete nie etwas an, von dem ich nicht selbst hundertprozentig überzeugt bin." Auch die Empathie zum Patienten hin müsse immer da sein. "Der Patient muss spüren, dass sein Anliegen auch das Anliegen des Arztes ist."

Die Abrechnung: Eine Abrechnung mit Augenmaß ist nach Gepps Erfahrung ein weiterer Erfolgsfaktor. "300 Euro Stundenlohn sollten nicht das Ziel sein", er wolle die Patienten ja langfristig betreuen und nicht nur einen schnellen Euro machen. "Die Patienten sollten immer das Gefühl haben, dass das Honorar für die erbrachte Leistung in Ordnung ist", so Gepp.

Ein Nebenaspekt sei es in diesem Zusammenhang, dass der Arzt beim Umstieg von der Kassen- auf die Privatpraxis nicht dem Patienten gegenüber klagt, dass die Kassen zu wenig zahlen. Besser seien Argumente wie das Motiv, wieder mehr Zeit für die Patienten haben zu wollen. "Wer dann den Patienten moderate Angebote macht, der wird erleben, dass am Ende sogar viele Kassenpatienten der Praxis treu bleiben", ist der Privatarzt überzeugt.

Das gelte besonders für Fachgruppen wie Dermatologen oder Gynäkologen.

Weitere Informationen und Tipps für Ärzte, die darüber nachdenken, in die Privatmedizin um- oder einzusteigen, gibt Dr. Christoph Gepp beim 3. Tag der Privatmedizin am 29. Oktober. Weitere Infos unter www.tag-der-privatmedizin.de

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