Unternehmensverband
Diagnostika-Industrie baut Beschäftigung und Forschung aus
Nach einem eher enttäuschenden Jahr 2019 wachsen die Bäume in der Diagnostika-Industrie weiterhin nicht in den Himmel. Der Branchenverband VDGH sieht vor allem im Fachkräftemangel ein Problem.
Veröffentlicht:Berlin. Trotz sehr zurückhaltender Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung 2020 will die Diagnostika-Industrie die Beschäftigung weiter aufbauen und mehr in die Forschung investieren. Das geht aus der am Freitag in Berlin vorgelegten Prognose des Verbandes der Diagnostika-Hersteller (VDGH) hervor.
2019 verlief für die Branche eher enttäuschend: Der Gesamtumsatz ging um 1,3 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zurück. Ein leichtes Plus von 1,3 Prozent erzielte die Labordiagnostik (auf 1,5 Milliarden Euro), während der Umsatz mit Schnelltests um 7,4 Prozent auf 638 Millionen Euro sank.
Gemischte Prognosen für 2020
Die Prognose für das laufende Jahr sieht durchwachsen aus: 40,6 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, 22,3 Prozent rechnen mit Verschlechterung, 37,1 Prozent mit Stagnation. Mitursächlich dafür ist die Situation in Deutschland: Drei Viertel der Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Auslandsnachfrage dynamischer als der Inlandsmarkt entwickelt.
Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage ist allerdings nicht allein von den zu erwartenden Umsätzen bestimmt: Hier sehen fast 58 Prozent der Unternehmen in Deutschland Wachstumschancen für 2020, ein Viertel erwartet Umsatzrückgang. In das Lageurteil der Firmen fließen auch deren Renditeerwartungen ein, und die sind zu 42 Prozent aufgrund hohen Margendrucks so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr.
Als Ursache nennt der VDGH-Vorstandsvorsitzende Ulrich Schmidt restriktive Vergütungen ärztlicher Laborleistungen und starken Preisdruck auf die Hersteller, vor allem im automatisierten Massengeschäft. Allerdings: 44,5 Prozent der Befragten Firmen erwarten 2020 steigende Gewinne.
Sorgen über Fachkräftemangel
Trotz dieser zweigeteilten Erwartung will die Branche deutlich in Beschäftigungsaufbau und Forschung investieren. Gut 16 Prozent der Firmen planen eine Aufstockung ihres Personals um mehr als fünf Prozent, 30,5 Prozent wollen die Anzahl ihrer Mitarbeiter um zwei bis fünf Prozent erhöhen.
Sorge bereitet der Branche, die aktuell rund 25 000 Mitarbeiter beschäftigt, der Fachkräftemangel. Der Anteil der Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu finden, hat sich seit 2014 von 35 auf aktuell 83 Prozent erhöht.
Immerhin die Hälfte der Firmen will 2020 ihre F&E-Investitionen erhöhen, bei einem weiteren Drittel sollen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr konstant bleiben. Nur 17 Prozent kürzen ihre Forschungsbudgets.
Zukunftsthema Diagnose-Apps
Ein Zukunftsthema für die Branche wird die Digitalisierung sein, beispielsweise Apps, mit denen ein digitales Diabetes-Tagebuch geführt werden kann.
Digital Health spielt aktuell für gut 40 Prozent der Hersteller eine wichtige Rolle – perspektivisch sehen 90 Prozent der Befragten darin eine Aufgabe für sich. (HL)