Südeuropäische Börsen

Draghi sorgt für Boom

Die Konjunktur in den Krisenstaaten Südeuropas zieht langsam an, die Aktienkurse steigen kräftig. Damit reagieren die Finanzmärkte auf die Ankündigung von EZB-Chef Mario Draghi, Staatsanleihen zu kaufen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
An Südeuropas Börsen steigen die Aktienkurse kräftig an. Und die Rallye scheint weiterzugehen.

An Südeuropas Börsen steigen die Aktienkurse kräftig an. Und die Rallye scheint weiterzugehen.

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NEU-ISENBURG. Mario Draghi hat an Südeuropas Börsen ein Kursfeuerwerk gezündet.

Seit der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) massive Interventionen angekündigt hat, um die Krisenstaaten zu stabilisieren, steigen die Aktienkurse kräftig in Athen, Lissabon, Madrid und Mailand.

Experten erwarten, dass die Rallye weitergeht, denn Indikatoren zeigen, dass die Konjunktur in den Krisenstaaten langsam wieder anzieht.

Rund 25 Prozent beträgt das Plus an der Börse von Lissabon. Um jeweils knapp 30 Prozent haben die Börsenindizes in Madrid und Mailand zugelegt. In Athen ist der Athex sogar um mehr als 80 Prozent in die Höhe geschnellt.

Seit Draghi Ende Juli erstmals ankündigte, die EZB werde massiv Staatsanleihen der Krisenländer kaufen, um diesen und deren Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen, greifen Profiinvestoren wieder kräftig bei südeuropäischen Aktien zu.

"Es gibt Hoffnungsschimmer", sagt Stefan Mütze, Volkswirt der Landesbank Hessen-Thüringen. "Die Industrieproduktion in Italien und Spanien hat sich in den vergangenen Monaten bereits stabilisiert."

In Griechenland und Spanien fertigten Fabriken und Werften im August 2,5 Prozent mehr Industrieerzeugnisse als im Juli. In Italien ermittelte die Statistikbehörde Istat bei den Industriebetrieben ein Plus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im verarbeitenden Gewerbe stiegen die Auftragseingänge im selben Monat um 0,7 Prozent.

"Die Wirtschaftsdaten lieferten zuletzt positive Überraschungen", so Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Weil sich auch die US-Wirtschaft erhole, würden sich die Exportchancen südeuropäischer Unternehmen verbessern.

Fiat legt deutlich zu

Von der anziehenden US-Konjunktur profitiert bereits der italienische Fiat-Konzern, der 2009 Chrysler übernommen hat. Weil der Konzern jenseits des Atlantiks deutlich mehr Fahrzeuge verkaufen und damit die Absatzschwäche in Südeuropa mehr als kompensieren konnte, stieg der Nettogewinn im dritten Quartal auf 286 Millionen Euro - ein Plus von 155 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

UBS-Analyst David Lesne stuft die Aktie mit Kaufen ein: In den nächsten zwölf Monaten könnte der Kurs um 40 Prozent auf 5,70 Euro steigen. Rasche Gewinnsteigerungen erwarten Beobachter auch bei Coca Cola Hellenic Bottling.

Die Athener Tochter des US-Konzerns versorgt neben Griechenland auch viele osteuropäische und nahöstliche Staaten mit Softdrinks. Prognosen zufolge soll der Gewinn 2013 um 22 Prozent steigen, die Dividende von 0,23 auf 0,31 Euro zulegen.

Matt Lofting von Nomura Equity Research empfiehlt das Papier des italienischen Energieversorgers Eni. Weil dieser über Ölfelder verfügt und die fossilen Brennstoffe in 85 Staaten exportiert, könne er besonders stark von einer globalen Konjunkturerholung profitieren.

David Cabeza Jareno von der Bankia Bolsa stuft die Telefonica-Aktie mit Kaufen ein. Die Spanier haben gerade ihre deutsche Tochter O2 mit einem Erlös von 1,45 Milliarden Euro an die Börse gebracht, um die Verschuldung zu reduzieren. Dadurch könnte der Konzern künftig höhere Dividenden ausschütten.

Anleger, die nicht auf Einzelwerte setzen wollen, können über kostengünstige Index-Fonds in Südeuropa-Titel investieren. So bildet der IShares-Fonds FTSE MIB den Kursverlauf der Mailänder Börse nach.

Der Lyxor ETF Athex 20 spiegelt die Entwicklung der 20 größten Werte Griechenlands wider. Der Amundi MSCI Spain investiert breit in spanische Titel, der Comstage PSI 20 umfasst die 20 größten Werte an den Börsen von Lissabon und Madrid.

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