Krankenhaus Barometer 2019

Drei Viertel der Kliniken fehlen Ärzte

Bundesweit blieben im vergangenen Jahr rund 3300 ärztliche Vollzeitstellen in den Kliniken unbesetzt, so das Ergebnis des Krankenhaus Barometers 2019. Aber auch im pflegerischen Bereich hatten es die Kliniken bei der Personalsuche nicht leicht.

Von Rebekka Höhl Veröffentlicht:

Der Fachkräftemangel bleibt für Deutschlands Krankenhäuser eine Dauerbaustelle: 76 Prozent der Krankenhäuser hatten im Frühjahr 2019 Probleme, offene Arztstellen nachzubesetzen. Im Mittel blieben je Klinik knapp vier Stellen unbesetzt, wie die Daten aus dem Krankenhaus Barometer 2019 zeigen.

An der zugehörigen repräsentativen Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) haben sich 268 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten beteiligt. Hochgerechnet auf alle Kliniken seien damit im vergangenen Jahr 3300 Vollzeitstellen im Ärztlichen Dienst frei geblieben, heißt es.

Eine Entwicklung, die nicht nur kleine Kliniken betrifft: Von den Krankenhäusern mit mehr als 600 Betten hatten immerhin 72,1 Prozent Schwierigkeiten, ärztliche Stellen nachzubesetzen, bei ihnen blieben im Mittel sogar sieben Stellen je Klinik frei.

Nicht nur ein Problem kleiner Häuser

Bei den Krankenhäusern mit 300 bis 599 Betten vermeldeten 76,5 Prozent Probleme bei der Besetzung vakanter Stellen, bei den Häusern mit 100 bis 299 Betten waren es 76,7 Prozent.

Dabei hatte sich die Situation 2016 etwas verbessert, wie die Autoren des Krankenhaus Barometers schreiben. Damals lag die Zahl der nicht besetzten Arztstellen bundesweit bei 2000 Vollzeitstellen, im Mittel blieben je Klinik drei Stellen frei.

Zusätzlich bereitet den Häusern der Mangel an Pflegefachkräften Sorgen. Bundesweit blieben nahezu 17 .000 Pflegestellen vakant: 12 000 in den Allgemeinstationen und rund 4700 in der Intensivpflege.

Fast 79 Prozent der Kliniken gaben an, dass sie Schwierigkeiten haben, Stelleninhaber zu finden, bei den Häusern ab 600 Betten waren es sogar 95 Prozent. Dabei bleiben je Allgemeinstation im Mittel 13 Vollzeitstellen unbesetzt. Fast doppelt so viele, wie noch im Jahr 2016. Damals meldeten die Kliniken im Mittel 6,6 Stellen als nicht nachbesetzbar. Auf den Intensivstationen sieht es nicht besser aus: Hier erhöhte sich die Zahl der vakanten Stellen auf rund sieben, 2016 waren es mit 4,7 offenen Stellen zirka 45 Prozent weniger.

Untergrenzen wirken sich direkt aus

Verschärft wird die Situation durch die seit Januar 2019 geltenden Personaluntergrenzen für pflegeintensive Bereiche. In jeweils einem Drittel der Krankenhäuser mussten laut der Umfrage wegen Personalmangels Intensivbetten zeitweise gesperrt und einzelne Fachbereiche vorübergehend von der Notfallversorgung abgemeldet werden. 35 Prozent haben zudem ihr Belegungsmanagement gestrafft.

Aber auch an den Arbeitsbedingungen wurde gedreht, was die Häuser als Arbeitgeber nicht unbedingt attraktiver macht: 68 Prozent haben auf pflegesensitiven Allgemeinstationen auf eine tagesaktuelle Steuerung der Personalplanung umgestellt. Über die Hälfte der Krankenhäuser (57 Prozent) berichten zudem über kurzfristige Dienstplanänderungen für Pflegekräfte. In über einem Drittel kommt es seither zusätzlich zu vermehrten Abrufen der Pflegekräfte aus der Freizeit. 38 Prozent versuchen sich mit Mehrarbeitsstunden der vorhandenen Pflegekräfte zu helfen.

Aber es wird auch Personal aus anderen Abteilungen abgezogen: Rund ein Drittel der Kliniken macht dies bereits, in weiteren zehn Prozent der Häuser ist dieses Vorgehen geplant. Immerhin: Personal aufgestockt haben 45 Prozent der Krankenhäuser.

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