Altersvorsorge

„Eigenanteil macht hinsichtlich der Pflegelücke nur einen Bruchteil aus“

Bund der Versicherten und PKV sind sich einig. Sie raten zu privaten Pflegezusatzpolicen – trotz der Spahn-Pläne zur Deckelung der Eigenanteile für die Pflege im Heim.

Von Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Damit die Pflege im Heim später keine finanzielle Belastung für die Angehörigen wird, raten Experten zum Abschluss von Pflegezusatzpolicen.

Damit die Pflege im Heim später keine finanzielle Belastung für die Angehörigen wird, raten Experten zum Abschluss von Pflegezusatzpolicen.

© Africa Studio / stock.adobe.com

Köln. Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Deckelung der Eigenanteile für die Pflege im Heim macht den Abschluss von privaten Pflegezusatzpolicen nicht überflüssig. Darin waren sich Constantin Papaspyratos vom Bund der Versicherten und Gerhard Reichl von der auf Versicherungen spezialisierten Ratingagentur Assekurata bei einer digitalen Veranstaltung des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV) einig.

„Der pflegebedingte Eigenanteil macht hinsichtlich der Pflegelücke nur einen Bruchteil aus“, sagte Papaspyratos. Die Deckelung auf 700 Euro monatlich erfasse nur die pflegerische Versorgung, aber nicht die Kosten für die Verpflegung, die Unterkunft und die Investitionskosten des Heims. Im Schnitt liegen die Kosten für Pflegeheime in Deutschland bei rund 2000 Euro pro Monat, allerdings mit großen regionalen Unterschieden. Bleiben trotz Deckelung also noch rund 1300 Euro allein für die Heimunterbringung.

Lieber Pflegetagegeld- als Pflegekostenversicherung

„Ich fürchte, dass eine falsche Erwartungshaltung entsteht“, sagte Reichl. Aus Sicht von Assekurata gehört die Pflegevorsorge zur Altersvorsorge. Die Pflegebedürftigkeit sei ein Risiko, das mit steigendem Alter zunehme, erklärte er. „Wenn ich Angehörige schützen möchte und das, was ich angespart habe, nicht aufbrauchen möchte, sollte ich dringend über eine Pflegezusatzversicherung nachdenken.“

Beide Experten halten den Abschluss einer Pflegetagegeldversicherung in der Regel für sinnvoller als eine Pflegekostenversicherung. Bei der Pflegekostenversicherung hingen die Leistungen zu stark von der Entwicklung in der gesetzlichen Pflegeversicherung ab, erläuterte Papaspyratos.

Reichl argumentierte, dass die Tagegeldpolicen nicht teuer seien, wie eine Untersuchung von Assekurata im Februar gezeigt habe. Mittlerweile seien die Prämien wegen des Niedrigzinses, der gesetzlich angestoßenen Leistungsausweitungen und der längeren Verweildauern in den Pflegegraden zwar angepasst worden, räumte er ein. „Aber auch bei einer prozentual hohen Anpassung ist das absolut noch beherrschbar.“

Bei Kündigung droht Verlust der Altersrückstellungen

Wie es zurzeit mit dem Anpassungsbedarf bei Pflegezusatzpolicen aussieht, kann er noch nicht abschätzen. Er geht von einer großen Spannbreite aus. „Ich rechne bei vielen Anbietern mit Anpassungen im zweistelligen Bereich, insbesondere im Bestandsgeschäft“, sagte Reichl.

Dr. Timm Genett, Geschäftsführer Politik im PKV-Verband warnte davor, Pflegezusatzversicherungen wegen der steigenden Beiträge zu kündigen. „Bei einer Kündigung verliert man die Alterungsrückstellungen“, sagte er. Eine Option sei es, auf Leistungsausweitungen zu verzichten, dann steigen die Prämien weniger stark. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Versicherungen

Was bei einer Arzthaftpflicht wichtig ist

Kooperation | In Kooperation mit: dem Finanzdienstleister MLP

Neue Statistik

72.000 Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an