Die etwas andere Kapitalanlage

Einen Leonardo kann man sich wenigstens übers Bett hängen...

Kunstwerke stehen als alternatives Investment hoch im Kurs. Galeristen und Kunstvereine helfen Anlegern beim Aufbau einer Sammlung. Doch welche Epochen sind gefragt und was ist eigentlich mit Kunstfonds?

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Ist das Kunst oder kann das weg? Wer in zeitgenössische Werke investieren will, muss schon etwas Ahnung haben.

Ist das Kunst oder kann das weg? Wer in zeitgenössische Werke investieren will, muss schon etwas Ahnung haben.

© Frank Duenzl / picture alliance

NEU-ISENBURG. Malereien, Grafiken und Skulpturen sind die beliebteste alternative Kapitalanlage bei Vermögenden. Das zeigt der neue Wealth Report der britischen Investmentberatung Knight Frank, einer auf Umfragen unter 600 Privatbankiers und Vermögensverwaltern in Europa, Nordamerika, Asien und Südafrika basierenden Studie.

„Kunst steht bei alternativen Investments ganz oben auf der Liste, noch vor historischen Automobilen und Uhren, die auf den Plätzen zwei und drei folgen“, sagt Knight-Frank-Chefresearcher Liam Bailey.

Damit führt diese Anlageklasse das zweite Jahr in Folge die Rangliste der auch als „Luxus-Investments“ bezeichneten Anlageklassen neben den klassischen Produkten Aktien, Anleihen und Immobilien an. Die erneute Spitzenposition im Ranking dürfte nicht zuletzt dem Rekorderlös beim Verkauf eines von Leonardo da Vinci um das Jahr 1500 geschaffenen Ölgemäldes vor eineinhalb Jahren geschuldet sein.

Leidenschaft bietet mit

Bei einer Versteigerung des Auktionshauses Christie‘s in New York zahlte am 15. November 2017 ein unbekannter Sammler 450,3 Millionen Dollar (zu heutigem Kurs umgerechnet rund 399,7 Millionen Euro) für das auf einer 65,6 mal 45,4 Zentimeter großen Walnussholztafel gemalte Bildnis Jesus Christus als „Salvator mundi“, als Erlöser der Welt.

„Der Preis, der den bisherigen Bilder-Rekord um schwindelerregende 271 Millionen Dollar übertraf, zeigt, dass leidenschaftliche Sammler vor nahezu keiner Summe halt machen, um ein heiß begehrtes Kunstwerk zu erwerben“, so Andrew Shirley, Herausgeber des Wealth Reports. Das hat seither die Nachfrage nach Kunstwerken im vergangenen Jahr noch weiter anziehen lassen und die Preise gefragter Gemälde, Grafiken und Skulpturen weiter in die Höhe getrieben.

Als Folge stieg der auf Basis von Verkaufserlösen errechnete Marktwert von Kunstwerken 2018 um durchschnittlich neun Prozent. „Hingegen verteuerten sich Sammler-Uhren um fünf Prozent und klassische Automobile um nur zwei Prozent“, sagt Bailey.

Allerdings ist es für Anleger nicht einfach, in Kunst zu investieren. „Mehrere Bilder eines Künstlers können, bei gleichgroßer Leinwand und aus derselben Epoche stammend, zu völlig unterschiedlichen Preisen gehandelt werden“, weiß Andreas Görler, Stratege der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalm. „Anleger, die kein Fachwissen besitzen, sollten sich deshalb unbedingt sachkundig beraten lassen.“

Wer hilft willigen Investoren?

Hilfe beim Aufbau einer eigenen Sammlung können Galeristen geben. Görller: „Viele von ihnen verkaufen nicht nur Kunstwerke, sondern bieten auch unabhängige Beratungsleistungen an.“

Generell seien abgeschlossene, kunsthistorisch bedeutende Epochen wie Expressionismus und Impressionismus „praktisch permanent gefragt“, so Görler. Zudem spielten im gehobenen Preissegment Namen die entscheidende Rolle. „Aktuelle Künstler wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Gerhard Richter und Neo Rauch stehen seit Jahren hoch im Kurs.“

Einige Investmentgesellschaften haben in der Vergangenheit auch Kunstfonds aufgelegt. Diese bündeln das Kapital der Anleger und erwerben damit Werke namhafter Künstler.

Allerdings sind nach einer Studie des Kunsthistorikers Noah Horowitz von der Princeton University von 36 aufgelegten Kunstfonds die Hälfte wieder gescheitert. Einige mussten abgewickelt werden, andere konnten mangels Liquidität Anlegern, die aussteigen wollten, ihr Kapital nicht zurückzahlen, und wurden deshalb eingefroren. Zudem schmälern hohe Verwaltungskosten die Renditen dieser Fonds, sagt Görler, „Kunstobjekte müssen aufwändig versichert werden.“

Es muss auch gefallen

Eine günstige Einstiegsmöglichkeit in den Markt bieten die rund 250 Kunstvereine in deutschen Großstädten. Sie veranstalten jedes Jahr Verkaufsausstellungen mit Werken etablierter und vielversprechender junger Künstler. Zudem legen sie regelmäßig limitierte Drucke zu erschwinglichen Preisen auf, die in der Regel Aussicht auf Wertsteigerung bieten.

Selbst wenn deren Marktwert nicht stark steigen sollte, können Anleger mit den Werken Haus oder Wohnung schmücken. „Wer in Kunst investiert“, sagt Görler, „sollte grundsätzlich ein starkes Interesse an der Materie haben“ – und Werke wählen, die ihm selbst auch gefallen.

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