Influenza-Prävention

Erstes Apotheker-Impfprojekt provoziert Kritik

Apotheker in Nordrhein können ab der kommenden Saison gegen Grippe impfen. Andere Regionen sind noch nicht so weit.

Veröffentlicht:
Impfen direkt in der Apotheke? Apotheker in Nordrhein können ab nächster Saison in einem Modellprojekt gegen Influenza impfen.

Impfen direkt in der Apotheke? Apotheker in Nordrhein können ab nächster Saison in einem Modellprojekt gegen Influenza impfen.

© [M] Digitalpress + Satawat(HG) / stock.adobe.com

Wiesbaden/Düsseldorf. Die Nachricht von der ersten Vereinbarung eines Modellversuchs zur Grippeimpfung in Apotheken im Kammerbezirk Nordrhein hat erneut Kritik aus dem Lager der organisierten Ärzteschaft laut werden lassen.

Professor Hans Martin Hoffmeister, Präsident des Berufsverbands Deutscher Internisten (BDI), rekurriert sowohl auf medizinische als auch wirtschaftliche Aspekte. Es sei „schon erstaunlich, wie leichtfertig hier mit der Ausübung der ärztlichen Heilkunde umgegangen wird.“

Praxen seien geschult und darauf vorbereitet, auf allergische Impfreaktionen schnell und richtig zu reagieren. „Eine solche Sicherheit kann es von Apotheken nie geben.“

Auch das Argument, mit dem neuen Aufgabenfeld für Apotheker eröffne sich ein niederschwelliger Zugang zur Grippeimpfung, will der BDI-Präsident nicht gelten lassen. „Insbesondere unter dem Eindruck, dass zwischenzeitlich nahezu alle ärztlichen Fachgruppen Impfungen durchführen können“, laufe diese Begründung für den Zugriff auf den ärztlichen Leistungskatalog „ins Leere“.

Es ist schon erstaunlich, wie leichtfertig hier mit der Ausübung der ärztlichen Heilkunde umgegangen wird.

Professor Hans Martin Hoffmeister, Präsident des BDI

Zuvor hatte sich bereits der nordrheinische Ärztekammerpräsident Rudolf Henke gegen den Modellversuch in seinem Sprengel gewandt und den Apothekern die Befähigung, zu impfen, abgesprochen.

„Schlag ins Gesicht der niedergelassenen Ärzte“

Partner des zunächst auf drei Jahre angelegten Pilotprojekts sind der Apothekerverband Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg. Je Impfung sollen teilnehmende Apotheker netto 12,61 Euro erhalten. Hinzu kommt ein Aufschlag auf den Einkaufspreis.

Der Virchowbund bezeichnete zu Wochenbeginn die vorgesehene Vergütung als „Schlag ins Gesicht der niedergelassenen Ärzte“. Eine in Kassenarztpraxen erfolgende Influenza-Impfung sei dagegen „gerade einmal 7,71 Euro ‚wert’“, so der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein, Dr. André Bergmann.

Sollten Apotheker gegen Grippe impfen dürfen?

40 %
Ja, warum nicht? Dadurch ließen sich bestimmt auch die Impfquoten steigern.
49 %
Nein, das Impfen ist eine ur-ärztliche Tätigkeit. Apotheker sind dafür nicht ausreichend qualifiziert.
10 %
Ich bin zwiegespalten. Man könnte den Apothekern das Impfen erlauben, wenn dafür Ärzte das Dispensierrecht erhalten.

Einem Bericht des Branchendienstes „Apotheke adhoc“ zufolge sind die meisten anderen Landesapothekerverbände in Sachen Grippeimpfung noch lange nicht so weit wie Nordrhein. Lediglich in Niedersachsen würden demnach Verhandlungen geführt, die gleichfalls in einem Modellprojekt schon zur kommenden Saison münden könnten.

In Westfalen-Lippe soll der Apothekerverband an einem Vertragsentwurf arbeiten, mit dem er dann an die Kassen herantreten will. In den anderen Bezirken sieht es dagegen mau aus. Allenfalls Sondierungsgespräche seien mit den regionalen Kostenträgern geführt oder vorbereitet worden, Vertragsabschlüsse seien dort jedoch noch nicht in Sicht. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wettbewerb um MFA & Co

Mit guten Arbeitsbedingungen raus aus der Engpass-Falle bei MFA

Bilanz

50. practica: Ein Fortbildungsformat feiert Jubiläum

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 14.07.202023:43 Uhr

Für eventuelle Risiken, Komplikationen und Neben-/Nachwirkungen sind dann mal wieder die doofen Hausärztinnen/Hausärzte zuständig.

Im Zweifel holt die Apotheke sie auch noch aus ihrer vollen Sprechstunde?

Eine verwirrende Schnapsidee zur Impfskeptiker-Förderung!

Gipfel ist jedoch, dass je Impfung teilnehmende Apotheker netto 12,61 Euro erhalten sollen. Hinzu kommt noch ein Aufschlag auf den Einkaufspreis.

Der Virchowbund bezeichnete dies als „Schlag ins Gesicht der niedergelassenen Ärzte“. Eine in Vertragsarztpraxen erfolgende Influenza-Impfung sei „gerade einmal 7,71 Euro ‚wert’...

Ein Skandal ersten Ranges!

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Achim Dederichs 13.07.202021:16 Uhr

Falls es die AOK nicht verstanden hat: Gleiche Vergütung für gleiche Leistung!
Insofern wäre zu überlegen, wie die Ärzteschaft die AOK boykottieren könnte.

Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Typ 1 und Typ 2 im Vergleich

Lange Diabetesdauer erhöht wohl kardiovaskuläres Risiko deutlich

Review mit Metaanalyse

Invasive Pneumokokken-Infektionen: Wer besonders gefährdet ist

Kardiale autonome diabetische Neuropathie

Das neuropathische Herz – ein Risiko

Lesetipps
Eine Hand fängt 500-Euro-Geldscheine auf, die durch die Luft wirbeln.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Vermögensforscher im Interview

Welche Eigenschaften helfen, reich zu werden

Ein Mann mit einer Zigarette in der Hand deren Zigarettenrauch sich verbreitet.

© methaphum / stock.adobe.com

Verbesserte Prognose

Forscher fordern: Rauchstopp systematisch in Krebstherapie integrieren