Kommentar

EuGH und der unergründliche Mensch

Martin WortmannVon Martin Wortmann Veröffentlicht:

Medizinische Diagnoseverfahren verbessern sich stetig, und auch bei psychologischen Tests gibt es immer wieder Fortschritte. Doch die sexuelle Orientierung zu testen, das gelingt noch nicht wirklich, hat jetzt der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg festgestellt.

Als Konsequenz darf ein Nigerianer wohl in Ungarn bleiben. Er hatte dort angegeben, er sei homosexuell, in Nigeria drohe ihm daher Verfolgung.

Die ungarischen Asylbehörden fanden seine Schilderung glaubwürdig. Nur: Ein psychologischer Test wollte nicht Richtung schwul ausschlagen. Sein Asylantrag wurde daher abgelehnt.

Nach dem Luxemburger Urteil sind solche Tests unzulässig, weil sie wenig taugen. Intimste Fragen für ein ohnehin nicht aussagekräftiges Ergebnis, das ist unverhältnismäßig und verstößt daher gegen die Grundrechte.

Asylschwindler – der Nigerianer in Ungarn ist hier ausdrücklich nicht gemeint – werden sich freuen. Und Asylbehörden stehen hier zugegeben vor einem Problem, zumal, wenn bei hohen Flüchtlingszahlen nicht nur wirkliche Profis an den Entscheidungen sitzen.

Dennoch ist es irgendwie beruhigend zu wissen: Die Gedanken sind frei. Und der Mensch bleibt unergründlich.

Lesen Sie dazu auch: Homosexualität: Psycho-Tests unzulässig für Asylbewerber

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzliche Krankenversicherung

Streit ums Sparpaket: Warken warnt Länderkollegen vor Blockade

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Diagnostischer Fingerzeig

Nagelverfärbungen als Indikatoren systemischer Erkrankungen

Lesetipps
Eine junge Frau liegt im Dunkeln im Bett und sieht erschöpft aus.

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Mit einem PSA-basierten Screening sollen Prostatakarzinome früh erkannt werden

© Peakstock / stock.adobe.com

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen