Medizintechnik

Expressweg zum Patienten?

Bei einer Fachtagung in Düsseldorf diskutierten Experten über Nutzenbelege und eine schnellere Marktdurchdringung neuer Medizintechnik.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Innovationen in der Medizintechnik und bei Medizinprodukten dürfen kein Selbstzweck sein.

Sie sind nur dann sinnvoll, wenn sie die Versorgung der Patienten verbessern oder ihnen ein Leben mit weniger Einschränkungen ermöglichen, findet die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD).

"Wir müssen die Patienten schon in die Entwicklung von Produkten einbeziehen", sagte sie auf der Tagung "Wie kommt die Innovation zum Patienten?" des NRW-Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung und des Clusters "MedizinTechnik NRW".

Nur so könne sichergestellt werden, dass neue Produkte auch tatsächlich bei den Patienten ankommen.

Patientenperspektive einnehmen!

Auch der Patientenbeauftragte der nordrhein-westfälischen Landesregierung Dirk Meyer plädierte dafür, bei der Entwicklung neuer Technologien die Patientenperspektive so früh wie möglich einzunehmen.

Doch das sei gar nicht so einfach. "Wo finde ich denn als Hersteller Ansprechpartner, die mir die Patientensicht kompetent vermitteln können?" fragte er. Hilfreich wäre es schon, wenn auf dem Weg zu einer Innovation die unterschiedlichen Interessen offengelegt würden.

Bei Medizintechnik und Medizinprodukten spielt der Patientennutzen bislang keine besonders große Rolle, bestätigte der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Professor Jürgen Windeler.

Die unterschiedliche Behandlung von Arzneimitteln und Medizintechnik ist nach seiner Einschätzung nicht sinnvoll. "Es gibt keinen Grund, warum patientenrelevante Endpunkte für diese Interventionen nicht gelten sollten", so Windeler.

Bewertungsprozesse beschleunigen

Damit echte Innovationen schneller beim Patienten ankommen müsse man sich Gedanken darüber machen, wie die Prozesse bei der Bewertung neuer Produkte und Verfahren verbessert und beschleunigt werden können.

Das reicht nach Ansicht von Dr. Tobias Weiler, Geschäftsführer von Spectaris, Verband der Hightech-Industrie, aber nicht aus. "Die Prozesse müssen auch transparenter werden, denn auch die Unternehmen brauchen Informationen."

Auch Dr. Cord Schlötelburg plädierte für einen besseren Informationsaustausch aller, die daran beteiligt sind, neue Medizintechnik zu entwickeln und in den Markt zu bringen.

"Das gilt für die patientenrelevanten Endpunkte, aber auch die Zulassungsaspekte und die spätere Erstattungsphase."

Viele Unternehmen wüssten nicht, mit welcher Methodik sie den Nutzen ihres Produktes nachweisen können. Das sei eine hohe Hürde. "Für die Unternehmen wäre es leichter, wenn es einen Kriterienkatalog gäbe", sagte Schlötelburg.

Kassen brauchen Spielraum für die Erprobung

Manche Innovationen gelangten schneller an die Patienten, wenn die Krankenkassen im ambulanten Bereich größere Handlungsspielräume hätten, glaubt der Leiter der Landesvertretung NRW der Techniker Krankenkasse Günter van Aalst.

"Wir brauchen schlankere Erprobungsmöglichkeiten", forderte er.

Wenn klar sei, dass neue Produkte und Verfahren den Patienten nicht schaden und dass sie qualitätsgesichert sind, müssten die Kassen sie über Einzelverträge ihren Versicherten auch anbieten dürfen.

"Die Rahmenbedingungen für den Abschluss von Verträgen sind relativ starr fixiert", kritisierte van Aalst.

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