Klinikkonzern

Firmengründer Münch verlässt Aufsichtsrat von Rhön-Klinikum

Beim privaten Anbieter Rhön-Klinikum geht eine Ära zu Ende: Der Firmengründer Eugen Münch zieht sich nach der Übernahme durch Asklepios aus dem Aufsichtsrat zurück.

Veröffentlicht:
Der Rhön-Campus in Bad Neustadt: Das engere Zusammenrücken der Sektoren ambulant und stationär gehört zu den Visionen des Firmengründers Eugen Münch.

Der Rhön-Campus in Bad Neustadt: Das engere Zusammenrücken der Sektoren ambulant und stationär gehört zu den Visionen des Firmengründers Eugen Münch.

© Rhön Klinikum

Bad Neustadt. Firmenpatriarch Eugen Münch ist aus dem Aufsichtsrat der von ihm vor 46 Jahren gegründeten Rhön-Klinikum AG ausgeschieden. Münch trat am Mittwoch bei der Hauptversammlung wegen Erreichen der satzungsgemäßen Altersgrenze von 75 Jahren nicht mehr für einen Sitz im Kontrollgremium an, hieß es in einer Mitteilung von Rhön Klinikum.

Kai Hankeln, Vorstandsvorsitzender der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA, wurde bei den Neuwahlen mit einer Mehrheit von 98,51 Prozent neu in das Gremium gewählt. Mit einer Mehrheit von 98,50 Prozent stimmten die Aktionäre zudem für Dr. Jan Liersch, der vom Aufsichtsrat in seiner konstituierenden Sitzung im Anschluss an die Hauptversammlung zum neuen Vorsitzenden und Nachfolger von Eugen Münch gewählt wurde.

Liersch ist Jurist und Geschäftsführer der Broermann Holding GmbH in Königstein und gehört damit zum Umfeld von Bernhard große Broermann, dem Gründer von Asklepios.

„Prägend für die deutsche Krankenhauslandschaft“

Der Vorstand der Rhön Kliniken würdigte Eugen Münch, den Firmengründer und langjährigen Vorstandsvorsitzenden des Klinikkonzerns: „Seine Initiativen und Impulse nach innen und außen sind unzählig. Er hat unser Unternehmen wie auch die deutsche Krankenhauslandschaft insgesamt mit seinen Visionen wie kaum ein Zweiter geprägt“, heißt es laut Mitteilung.

Die letzte Aktion Münchs vor seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat war die Übernahme der Klinikkette durch den Hamburger Klinikbetreiber Asklepios, die von ihm maßgeblich mitbetrieben worden war. Der 75-Jährige will künftig nur noch beratend tätig sein.

Kritik von verdi

Die Gewerkschaft verdi kritisierte die Übernahme im Vorfeld der Hauptversammlung scharf. „Mit der Übernahme wächst die Marktmacht eines Konzerns, der mit rücksichtslosen Methoden versucht, aus der Versorgung kranker Menschen möglichst hohe Gewinne zu ziehen“, monierte die Gewerkschaft. Asklepios verweigere vielen Beschäftigten den Schutz durch Tarifverträge und setze flächendeckend auf Outsourcing, um Kosten zu drücken.

Der Deal der beiden privaten Gesundheitskonzerne führe auf erschreckende Weise vor Augen, wie die Politik durch die Kommerzialisierung von Kliniken an Einfluss auf Entscheidungen in der Gesundheitsversorgung verliere.

Keine Dividende für 2019

Rhön-Klinikum zahlt seinen Aktionären in diesem Jahr keine Dividende. Der Bilanzgewinn in Höhe von 203 Millionen Euro solle auf die nächste Jahresrechnung vorgetragen werden und so die Liquidität stärken und Investitionen ermöglichen. Schließlich habe auch die Corona-Pandemie zu Unsicherheiten und Auswirkungen auf die Ertrags- und Liquiditätslage des Unternehmens geführt.

An den fünf Standorten der Rhön-Klinikum AG in Bayern, Hessen, Thüringen und Brandenburg seien im vergangenen Jahr 860.528 Patienten behandelt worden, 1,2 Prozent mehr als im Jahr davor. Der Umsatz sei um 5,8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro gewachsen, sagte der amtierende Vorstand Gunther Weiß.

Im ersten Halbjahr 2020 sei bei steigenden Umsätzen allerdings sowohl die Zahl der Patienten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen als auch der Gewinn. Positive Einmaleffekte im Vorjahr hätten zusammen mit negativen Einmaleffekten aus der Asklepios-Übernahme sowie einer Abfindung für den ehemaligen Vorstandschef Stephan Holzinger das Konzernergebnis mit 3,7 Millionen Euro in die Verlustzone rutschen lassen. (ger/dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!