Virtuelle Realität
Flugsimulator für die Heimdialyse
Düsseldorf. Der Einsatz virtueller Trainer könnte die Zahl der in den eigenen vier Wänden durchgeführten Peritonealdialyse in Deutschland drastisch steigern. Diese Ansicht vertrat Jonathan Natzel, Geschäftsführer des Düsseldorfer Start-ups Weltenmacher, am Montag in Düsseldorf im Rahmen der Medica. Weltenmacher entwickelt digitale Lernprogramme, die auf den Einsatz Virtueller Realität (VR) und Künstlicher Intelligenz (KI) setzen.
Speziell für Dialysepatienten hat das Unternehmen ein Schulungsprogramm entwickelt, das in die richtige Handhabung der Apparaturen für die Heimdialyse einführt. „Das Programm soll auf keinen Fall die Pflegekraft ersetzen, die den Dialysepatienten zuhause in die Peritonealdialyse einweist“, stellte Natzel klar.
Derzeit führten noch keine sieben Prozent der dialysepflichtigen Patienten die Blutwäsche in den eigenen vier Wänden durch, die restlichen Patienten müssen mit großem logistischem Aufwand zweimal wöchentlich zu einer Klinik gefahren werden. Das ist auch für die Kassen ein kostspieliges Unterfangen.
Weltenmacher hat nun eine digitale Lösung entwickelt, die die Patienten VR-gestützt in die Heimdialyse einweist – in Anlehnung an einen Flugsimulator. Der Patient setzt dabei eine VR-Brille auf und nimmt einen Sensor in die Hand, mittels dessen er im virtuellen Raum agiert. Ein Avatar weist ihn zunächst in die Theorie ein und demonstriert die richtige Vorgehensweise. Dann übt der Patient mittels Sensor den Aufbau seines jeweiligen Dialysesystems – laut Natzel seien alle am Markt befindlichen Lösungen hinterlegt. Anwendungsfehler werden sofort akustisch wie optisch angezeigt. Zum Schluss erfolgt der Wissenstest an der virtuellen Tafel. So seien Patienten fit, wenn die Pflegekraft für die Einweisung komme. Laut Natzel habe eine Studie belegt, dass es beim Einsatz der VR-Lernlösung zu 27 Prozent weniger Anwendungsfehler im Vergleich zur Kontrollgruppe gekommen sei. (maw)