GKV-Krankengeld erhöht Einkommensteuer

Veröffentlicht:

MÜNCHEN (mwo). Krankengeld aus der gesetzlichen Krankenversicherung führt weiterhin zu einer höheren Einkommensteuer. Auch für freiwillig Versicherte ist dies rechtmäßig, heißt es in einem Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH). Obwohl das Krankentagegeld einer privaten Krankenversicherung nicht zu höheren Steuern führt, liege kein Gleichheitsverstoß vor.

Nach dem Einkommensteuergesetz werden das gesetzliche Krankengeld und weitere Lohnersatzleistungen dem so genannten Progressionsvorbehalt unterworfen. Dies bedeutet, dass das Krankengeld nicht selbst besteuert wird, aber den Steuersatz auf weitere Einkünfte erhöht. Das Krankentagegeld einer privaten Krankenversicherung bleibt bei der Steuer dagegen ganz außen vor. Die Klägerin, Witwe eines nach mehrmonatigem Krankengeldbezug gestorbenen selbstständigen Schornsteinfegers, sah darin einen Gleichheitsverstoß für freiwillige Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung, die sich ebenso für eine private Versicherung entscheiden könnten.

Der BFH wies die Klage ab. Für die Auffassung, dass der Progressionsvorbehalt nicht für Krankengeld aus einer freiwilligen Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung gelte, lasse sich dem Gesetz nichts entnehmen. Der Wortlaut sei eindeutig und enthalte keinerlei Beschränkung auf Pflichtmitglieder.

Auch verfassungsrechtlich, so der BFH, sei eine entsprechende Auslegung nicht geboten; ein Gleichheitsverstoß liege nicht vor. Die gesetzliche und die private Krankenversicherung seien zwei derart verschiedene Systeme, dass der Gesetzgeber sie auch beim Krankengeld unterschiedlich behandeln dürfe.

Dabei verweist der BFH in seinen schriftlichen Urteilsgründen zum einen auf das Solidarprinzip der gesetzlichen Krankenversicherung. Demgegenüber sichere der Beitrag in der privaten Krankenversicherung im Wesentlichen nur das eigene Risiko ab. Zudem seien die gesetzlichen Kassen öffentlich-rechtliche Körperschaften. Der Anspruch auf Krankengeld beruhe auch bei den freiwillig Versicherten auf dem Gesetz, bei einer privaten Versicherung ergebe er sich dagegen aus dem Versicherungsvertrag.

Nach Überzeugung des BFH werden diese wesentlichen Unterschiede auch nicht dadurch infrage gestellt, dass die gesetzlichen Kassen die Option haben, den gesetzlichen Krankengeldanspruch freiwillig versicherter Selbstständiger gegen einen Beitrags-Zuschlag zu erweitern oder gegen einen Nachlass einzuschränken.

Az.: X R 53/06

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schwierige Therapiesituation

Kopfschmerzen bei Kindern: Diese Optionen gibt es

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel

© undrey / stock.adobe.com

Kolumne aus Berlin

Die Glaskuppel zur Notfallreform: Zustimmung und Zweifel