Krankenhaus-Barometer

Gravierende Lücken in der Geburtshilfe

Obwohl sich die Kliniken 2013 insgesamt besser entwickelt haben als im Vorjahr, sieht die Deutsche Krankenhausgesellschaft keinen Grund zur Entwarnung - vor allem im ländlichen Raum.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Trendwende? Nach einem schwachen Geschäftsjahr 2012 schafften es 2013 wieder mehr Kliniken, sich aus der Verlustzone abzusetzen.

Trendwende? Nach einem schwachen Geschäftsjahr 2012 schafften es 2013 wieder mehr Kliniken, sich aus der Verlustzone abzusetzen.

© Alex Tihonov / fotolia.com

BERLIN. 42 Prozent der stationären Vollversorger hierzulande haben 2013 rote Zahlen geschrieben. Das geht aus der jüngsten Repräsentativbefragung des Deutschen Krankenhausinstituts, "Krankenhaus-Barometer 2014" hervor, die beim Deutschen Krankenhaustag während der Medizinmesse Medica in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Kommentar des Vorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum: "Dass die Lage der Krankenhäuser trotz Finanzierungshilfen der Bundesregierung sehr angespannt ist, unterstreicht, dass Regelfinanzierungsmechanismen für Betriebs- und Investitionskosten nicht in Ordnung sind".

Trotz der anhaltend schwachen Zahlen gibt es aber auch einen kleineren Lichtblick - denn bei der Umfrage 2013 fielen die Zahlen noch schlechter aus. Damals gaben mit 51 Prozent der Befragten erheblich mehr Kliniken an, im Vorjahr (2012) mit einem Fehlbetrag abgeschlossen zu haben. Und: Diesmal meldeten fast 46 Prozent der Häuser, im zurückliegenden Geschäftsjahr einen Überschuss erwirtschaftet zu haben; das sind drei Prozentpunkte mehr als bei der Befragung 2013.

Kleine Häuser auf Erholungskurs

Hinsichtlich der Gewinnentwicklung konnten sich besonders kleine Häuser (zwischen 50 und 300 Betten) deutlich verbessern. Knapp 37 Prozent verzeichneten 2012 einen Gewinn. Zum Vergleich: 2013 schafften das knapp 44 Prozent.

 Verschlechtert hat sich dagegen die Situation bei Allgemeinversorgern mittlerer Größe (300 bis 600 Betten): Während für 2012 noch mehr als die Hälfte dieser Häuser (55 Prozent) unterm Strich ein Plus ausweisen konnten, gelang das nach eigenem Bekunden für 2013 nur noch 48 Prozent.

Entsprechend der insgesamt leichten Erholung stellt sich auch die Beurteilung der aktuellen wirtschaftlichen Situation dar. Fällten diesbezüglich 2013 noch 53 Prozent der befragten Häuser das Urteil "eher unbefriedigend", so bei der jüngsten Befragung nur noch 43 Prozent. Umgekehrt ist der Optimismus spürbar größer geworden. Knapp 26 Prozent schätzen ihre aktuelle wirtschaftliche Entwicklung als "eher gut" ein (2013: 13 Prozent).

Geburtshilfe in Not

Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Betrachtung wurde diesmal auch die besondere Situation der Geburtshilfe abgefragt. Hier offenbaren sich inzwischen gravierende Lücken - vor allem auf dem Land: Während in kreisfreien Städten 42 Prozent aller Entbindungsstationen nicht kostendeckend arbeiten, sind es in dünn besiedelten Regionen 75 Prozent.

Fast zehn Prozent der hier ansässigen Häuser erwarten laut Befragung, dass ihre Geburtshilfeabteilung mittelfristig dicht gemacht wird. Als wichtigste Gründe einer drohenden Schließung werden neben der unbefriedigenden Ertragskraft die Abnahme der Geburtenzahl, zu hohe Haftungsrisiken, die Zusammenlegung mit der Geburtshilfe einer anderen Klinik sowie fehlendes ärztliches und pflegerisches Fachpersonal genannt. Alle Ergebnisse aus dem Barometer gibt es hier.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Entlassmanagement

Wenn die Klinik Faxe in die Praxis schickt

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!