Arznei

Haben Lieferengpässe dramatisch zugenommen?

Apotheker können die Medikamentenwünsche ihrer Kunden immer öfter nicht erfüllen.

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KÖLN. Lieferengpässe sind in den Apotheken kein unbekanntes Problem. Doch scheint sich die Situation in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft zu haben. So legt es eine aktuelle Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) nahe.

Wie das Institut berichtet, hatten in den vergangenen drei Monaten zwei von drei Offizinbetreibern (65 Prozent) "mehrmals täglich mit Lieferengpässen zu kämpfen". Dazu wurden im September 200 Apothekenleiter befragt.

Weitere 22 Prozent der befragten Apotheker gaben an, wenigstens einmal am Tag nicht alle bestellten Arzneimittel geliefert bekommen zu haben.

Zum Vergleich: Vor vier Jahren gaben bei einer ähnlichen Befragung nur knapp 22 Prozent der Apothekenleiter an, mehrmals täglich Lieferausfälle zu registrieren und 19 Prozent sagten, mindestens einmal am Tag eine unvollständige Lieferung zu erhalten. – Apotheken würden in der Regel mehrmals am Tag beim Großhandel bestellen, erklärte auf Anfrage Studienleiter Dr. Markus Preißner.

"Lieferengpass" wird nicht definiert

Eine durchschnittliche Bestellhäufigkeit sei vom IfH nicht ermittelt worden. Auch sei nicht zwischen Bestellungen beim Großhandel und Direktbestellungen beim Hersteller unterschieden worden. Ebensowenig sei den Umfrageteilnehmern eine Definition vorgegeben worden, was genau unter einem Lieferengpass zu verstehen sei – etwa ein kompletter Lieferausfall oder nur eine später als übliche Belieferung der Offizin.

Insofern, so Preißner, könne aus der aktuellen Erhebung auch nur eine allgemeine Trendaussage abgeleitet werden, wie oft sich Apotheker im Alltag mit dem Problem befassen müssen und einem Kunden nicht auf Anhieb das gewünschte Produkt aushändigen können.

Als Hauptverursacher von Lieferproblemen nennen die Apotheker die Industrie (84 Prozent). Aber auch Krankenkassen (74 Prozent) und die Politik (69 Prozent) werden für zunehmende Knappheit verantwortlich gemacht.

Kritik der Apotheker

Eine wiederholt in diesem Kontext vorgetragene Kritik der Apotheker lautet etwa, dass Kassen bei Rabattauschreibungen zu geringe Übergangsfristen einplanen oder dass sie den gebotenen Preis als alleiniges Zuschlagskriterium ansehen und darüber die Lieferfähigkeit vernachlässigen.

Die übergroße Mehrheit (98 Prozent) geht davon aus, dass sich Lieferengpässe in Zukunft noch weiter häufen werden.

Ebenfalls eine große Mehrheit der Befragten (88 Prozent) bemängelt, bei Lieferausfällen "nicht umfassend von pharmazeutischen Unternehmen informiert zu werden, wann bestellte Arzneimittel wieder verfügbar sind", schreibt das IfH. (cw)

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