Westfalen-Lippe

Ideen für die Versorgung in der Fläche

Rotierende Vollzeitstellen oder Filialpraxen, die von angestellten Ärzten weiterbetrieben werden: Die KVWL nimmt ihren Sicherstellungsauftrag ernst.

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MÜNSTER. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sieht in Filialpraxen ein gutes Instrument, um haus- und fachärztliche Versorgungsangebote aufrechterhalten zu können.

"Mit der Filiale geht dies auch ohne die Neu-Niederlassung an einem Ort, der eine Vollpraxis gegebenenfalls wirtschaftlich gar nicht mehr tragen würde", sagte der 2. Vorsitzende der KVWL Dr. Gerhard Nordmann bei den 3. Münsterischen Gesprächen zum Gesundheitsrecht des Forums Medizinrecht Münster.

Nordmann schilderte die Situation in dem kleinen Ort Bödefeld in der sauerländischen Gemeinde Schmallenberg. Nach Schließung der einzigen Hausarztpraxis müssen die Einwohner jetzt 15 bis 20 Kilometer fahren, um hausärztlich versorgt zu werden. Die KVWL hat den Ort in ihr Förderverzeichnis aufgenommen.

Tragfähige Lösung erarbeitet

Gemeinsam mit der Stadt und einer Gemeinschaftspraxis aus Erndtebrück habe die KV eine tragfähige Lösung erarbeitet. "Die Kollegen eröffnen und besetzen rotierend eine Vollzeitstelle in Bödefeld, die Stadt Schmallenberg stellt sanierte Räumlichkeiten zur Verfügung und die KVWL fördert die Filiale durch einen Kostenzuschuss und eine befristete Umsatzgarantie." Ab 1. Oktober würden die Bödefelder wieder vor Ort hausärztlich versorgt, kündigte der KVWL-Vize an.

Eine besondere Praxis-Form in Westfalen-Lippe sind sogenannte Versorgerfilialen. Häufig blieben vormals zugelassene und jetzt angestellte Ärzte an ihren alten Standorten tätig. Dafür sei die Genehmigung durch den KV-Vorstand nötig. "Sie wird erteilt, damit sich die Versorgung in der Fläche nicht verschlechtert und Patienten das Angebot wie gewohnt in Anspruch nehmen können, auch wenn sich der Status des Arztes geändert hat."

Von dieser Möglichkeit werde zunehmend Gebrauch gemacht. 2013 seien schon 36 Versorgerpraxen genehmigt worden; 2007 etwa waren es erst sechs. "Insgesamt wurden seit 2007 148 Versorgerfilialen genehmigt, von denen aktuell noch 132 betrieben werden." Dabei handele es sich um 34 hausärztliche und 98 fachärztliche Standorte.

Um Versorgungslücken zu vermeiden und Praxisschließungen ohne Nachfolger aufzufangen, sei eine enge Abstimmung vieler Akteure nötig, so Nordmann. "Wir nutzen dabei alle Instrumente, die uns der Gesetzgeber in den letzten Jahren zur Verfügung gestellt hat."

Ihn ärgert, dass den KVen von Politikern quer durch die Parteien immer wieder Versagen in der Sicherstellung vorgeworfen wird. "Ich kann Ihnen sagen, dass die Versorgung heute in vielen Städten Westfalens ganz anders aussähe, wenn die KV wirklich ein Versager wäre". (iss)

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