Bundesregierung

Implantateregister soll zügig an den Start

Im Januar soll der Gesetzentwurf für das nationale Implantateregister vorliegen, das für Ärzte wie Patienten mehr Transparenz bei Medizinprodukten schaffen soll. Beim Zulassungsverfahren sieht die Regierung keinen Handlungsbedarf.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Minderwertige Brustimplantate eines inzwischen insolventen Herstellers lösten die Novelle der EU-Medizinprodukteverordnung mit aus.

Minderwertige Brustimplantate eines inzwischen insolventen Herstellers lösten die Novelle der EU-Medizinprodukteverordnung mit aus.

© Bruno Bebert / dpa

BERLIN. Die Bundesregierung sieht das künftige, auf der novellierten EU-Medizinprodukteverordnung fußende Scrutiny-Verfahren als ausreichend an, um die Patientensicherheit beim Einsatz von Medizinprodukten der Hochrisikoklassen IIb und III – dazu zählen Implantate und Herzschrittmacher – zu gewährleisten. Das geht aus einer Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesgesundheitsministerium Dr. Thomas Gebhardt auf schriftliche Fragen der Grünen-Abgeordneten Kordula Schulz-Asche hervor, die der „Ärzte Zeitung“ vorliegt.

Schulz-Asche hatte sich im Zuge des „Implant Files“ genannten Dossiers eines internationalen Recherchenetzwerkes, in dem massive Missstände bei der Implantatversorgung angeprangert worden waren, an die Bundesregierung gewandt. Unter anderem wollte sie wissen, wie sichergestellt werden könne, dass im Zuge der novellierten Verordnung, die im Mai 2020 scharfgeschaltet wird, die erforderlichen klinischen Studien für Medizinprodukte wie Implantate und Herzschrittmacher im Rahmen der Zulassung von den unterschiedlichen Benannten Stellen innerhalb Europas nach den gleichen Maßstäben und Kriterien bewertet werden, und dass einzelne Stellen nicht mindere Anforderungen an Umfang und Qualität der Studien akzeptierten als andere.

Auswirkungen der "Implant Files"

Das Recherchenetzwerk der „Implant Files“ sah es als Problem an, dass bestimmte „Medizinprodukte in Europa nicht von staatlichen Stellen kontrolliert und zertifiziert werden müssten. Vielmehr erfolge dies durch private Institute, die im Auftrag der Hersteller tätig seien“. Es negierte damit die gängige Praxis, dass die Benannten Stellen nicht im rechtsfreien Raum, sondern im Auftrag des jeweiligen Staates Zertifizierungen vornehmen.

Das Scrutiny-Verfahren legt fest, dass die Benannten Stellen für alle IIb- und III-Produkte die klinische Bewertung des Herstellers und ihren diesbezüglichen Begutachtungsbericht der EU-Kommission vorlegen müssen, die diese wiederum an ein nach der Verordnung vorgesehenes Expertengremium zur weiteren Begutachtung übermittelt.

"Angemessene Information der Öffentlichkeit"

So „kann für diese Produktgruppen unter anderem sichergestellt werden, dass Entscheidungen der Benannten Stellen auf einem einheitlichen Niveau, das dem jeweils anerkannten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entspricht, basieren“, schreibt Gebhardt an Schulz-Asche.

Was die Transparenz in puncto Implantate für Patienten und Ärzte in Deutschland angeht, so soll das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unmittelbar nach Bekanntwerden der „Implant Files“ proklamierte Deutsche Implantateregister nun bald Wirklichkeit werden. Das Register solle „– auch über eine angemessene Information der Öffentlichkeit – einen Beitrag zur Transparenz über die Qualität und Sicherheit der betreffenden Produkte leisten“, so Gebhardt.

Voraussichtlich im Januar 2019 solle der entsprechende Gesetzentwurf zur Errichtung des Deutschen Implantateregisters versandt werden, ergänzt er. Die Medizintechnikbranche begrüßt das Vorhaben des Gesundheitsministers, hieß es vonseiten des Bundesverbandes Medizintechnologie.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an