Chemie in Medizinprodukten
Intensivmediziner warnen vor übereiltem PFAS-Verbot
In Brüssel wird über ein Verbot per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen nachgedacht. Die Ärztevereinigung DIVI fordert generelle Ausnahmen für PFAS, die Bestandteil wichtiger Medizintechnik sind.
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Wenn von PFAS die Rede ist, wird unweigerlich die Teflonpfanne als typisches Beispiel genannt. Doch per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen kommen auch in vielen Arzneimitteln und Medizinprodukten vor.
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Berlin. Die Vereinigung der Intensiv- und Notfallmediziner DIVI warnt vor einem übereilten Verbot sogenannter Ewigkeitschemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, PFAS). Sollte ein PFAS-Verbot umgesetzt werden, wie jetzt von mehreren Umweltbehörden europäischer Mitgliedstaaten gefordert, werde das „erhebliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung spätestens ab Mitte des Jahrhunderts haben und die Uhr in der Medizin um mehrere Jahrzehnte zurückdrehen “, heißt es in einer Verbandsmitteilung am Mittwoch.
Insgesamt seien rund 10.000 chemische Verbindungen von den Verbotsplänen betroffen. Für etliche PFAS soll es zwar generelle Ausnahmeregelungen geben, etwa für solche, die in Arzneimitteln enthalten sind. Die DIVI moniert aber, dass entsprechende Ausnahmen nicht auch für wichtige Medizinprodukte wie etwa Narkosegeräte und Herzschrittmacher vorgesehen sind.
„Risikoadaptierter Beurteilung ermöglichen!“
Mitte März hatte die Europäische Chemikalienagentur ECHA eine „Konsultation zur Beschränkung von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen“ eröffnet. Das Verfahren endet am 25. September. Hersteller und sonstige interessierte Kreise sind aufgefordert, „Informationen zu den Risiken, sozioökonomischen Aspekten und alternativen Stoffen“ einzureichen, so die EU-Kommission. Anschließend soll auf dieser Materialbasis eine Stellungnahme zu den Verbotsvorschlägen der Umweltbehörden formuliert werden, die der Kommission und den Mitgliedstaaten als Entscheidungsgrundlage dienen kann.
Wie die Ärztevereinigung DIVI versichert, sind in Medizinprodukten „überwiegend Polymere mit niedrigem Gefährdungspotenzial verbaut“. Bevor deren Verwendung endgültig untersagt wird, sei erst einmal die „weitestgehend offene Frage“ zu beantworten, welche Gefahren tatsächlich von diesen PFAS für Mensch und Umwelt ausgehen. Die Antwort, so die Hoffnung der Intensivmediziner, könne dann „eine risikoadaptierte Beurteilung der PFAS-Substanzen ermöglichen“ und eventuell zeitlich unbegrenzte Ausnahmen auch für unverzichtbare Medizintechnik begründen. (cw)