Überlastete Pädiatrie

Kinderschutzbund fordert finanzielles Notprogramm für Kinderkliniken

Angesichts der brisanten Lage auf Kinderstationen mahnt der Kinderschutzbund nun schnellere finanzielle Unterstützung an. Allein mit dem Verschieben von Personal aus anderen Abteilungen sei das Problem nicht zu lösen.

Veröffentlicht:
Bundesweit haben Kinderkliniken Alarm geschlagen, wegen der aktuellen Welle an Atemwegsinfekten und gleichzeitigen Personalmangels haben sie so gut wie keine Kapazitäten mehr.

Bundesweit haben Kinderkliniken Alarm geschlagen, wegen der aktuellen Welle an Atemwegsinfekten und gleichzeitigen Personalmangels haben sie so gut wie keine Kapazitäten mehr.

© Andreas Arnold/picture alliance

Berlin. Der Deutsche Kinderschutzbund hat wegen der aktuellen Situation in Kinderkliniken ein „rasches finanzielles Notprogramm“ gefordert. „Das ist ein Gefühl völliger Ohnmacht. Der Mangel in der Kinderpflege ist sehr dramatisch. Ich bin wirklich entsetzt, dass man es so weit hat kommen lassen“, sagte Präsident Heinz Hilgers dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Wegen einer Welle an Atemwegsinfekten, die im Wesentlichen durch das RSV-Virus verursacht sind, sind viele Kinderkliniken überfüllt und in akuten Nöten.

Die aktuelle Krise ist nach Ansicht Hilgers das Ergebnis einer „jahrzehntelangen Vernachlässigung“ durch die Politik. Aufgrund des akuten Fachkräftemangels könne diese „kurzfristig nicht bewältigt werden“. Der Kinderschützer forderte deshalb ein rasches finanzielles Notprogramm mit besseren Abrechnungsbedingungen für die Krankenhäuser.

Hilgers kritisierte, dass man seit Jahren vor einer solchen Überlastungssituation in den Kinderkliniken und -arztpraxen eindringlich gewarnt und Verbesserungen angemahnt habe. „Die sind leider nicht angegangen worden wegen der ausschließlich betriebswirtschaftlichen Orientierung des Systems, das auf Vollauslastung ausgelegt ist“, so der Kinderschutzbund-Präsident.

300 Millionen Euro mehr – ab 2023

Der Bundestag hatte am Freitag ein Gesetzespaket zu Krankenhäusern beschlossen, das mehr Geld für Kinderkliniken und Entlastungen bei dringend benötigten Pflegekräften bringen soll. Für Kinderkliniken soll es 2023 und 2024 jeweils 300 Millionen Euro zusätzlich geben. Die Finanzierung soll auch unabhängiger von der jetzigen, leistungsorientierten Logik werden.

Zudem hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Häuser am Donnerstag dazu aufgerufen, Personal aus Erwachsenenabteilungen zur Versorgung der Patienten in Kinderabteilungen abzustellen. Die Kassen sollten überdies die Überprüfung der Pflegepersonaluntergrenzen auf Kinderstationen aussetzen. Dies hatte zu Kritik von Seiten der Deutschen Krankenhausgesellschaft geführt. „Selbstverständlich“ hätten Krankenhäuser mit pädiatrischen Fachabteilungen, in denen wegen Personalmangels die Versorgung derzeit stark beeinträchtigt sei, bereits alle Möglichkeiten genutzt, um fehlendes Fachpersonal aus anderen Abteilungen zu ergänzen, sagte DKG-Vorstandschef Dr. Gerald Gaß am Freitag.

Er forderte Lauterbach auf, die Pflegepersonaluntergrenzen in allen Abteilungen generell aufzuheben, um damit den Verantwortlichen in den Krankenhäusern wieder den Handlungsspielraum beim Personaleinsatz zu geben. (dpa/eb)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert