Land unter in Bayern

Krankenhaus unter Wasser

Das Krankenhaus im ostbayerischen Waldkirchen wurde am vergangenen Samstag infolge sturzflutartiger Regenfälle überschwemmt. Patienten und Mitarbeiter waren aber nicht gefährdet.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

WALDKIRCHEN. Am vergangenen Samstagabend setzte Starkregen das Krankenhaus in Waldkirchen im ostbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau zeitweise unter Wasser. Zwei Drittel der Räume im 1800-m²-Erdgeschoss wurden überflutet, zum Teil auch ambulante OP-Säle, berichtet Helmut Denk. Er ist Geschäftsführer der Kliniken am Goldenen Steig gGmbH, zu der das Krankenhaus gehört.

Über Treppenhaus und Liftanlage habe sich das Wasser zudem teilweise in die Kellerräume verteilt. Personen nahmen aber keinen Schaden. "Die Patienten waren nicht betroffen, verletzt wurde ebenfalls niemand", konstatiert der Ärztliche Direktor der Klinik, Rudolf Reithmair.

Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr waren zeitnah vor Ort. Etwa 30 von ihnen waren bereits im Einsatz, als er eintraf, so Geschäftsführer Denk.

Notaufnahme lief begrenzt weiter

Er war wegen des Hochwassers von einer Feier abberufen worden, von wo er auch Landrat Sebastian Gruber an die Klinik mitbrachte. "Das Wasser stand etwa fünf Zentimeter hoch in den Räumen." Durch die sensorgesteuerten, automatischen Türen an Haupteingang und Notaufnahme schwappte ständig aufgestauter Regen nach. Die Notaufnahme wurde daraufhin bei der zuständigen Leitstelle abgemeldet.

Einige Patienten, die auf eigene Faust vorstellig wurden, konnten aber behandelt werden. Neben Betroffenen mit Knöchel- und Handverletzungen war ein Herzinfarktpatient dabei, der an eine andere Klinik überwiesen wurde. Die Behandlung der 61 Patienten, die zu dieser Zeit in der Klinik lagen, wurde nicht beeinträchtigt, ihre Zimmer sind in den oberen Etagen.

Die technischen Leiter der benachbarten Kliniken Freyung und Grafenau waren vor Ort, um zusammen mit den hauseigenen Technikern Schäden an elektronischen Geräten zu minimieren. Ins Grübeln, so Denk, geriet er nur kurz angesichts eines überschwemmungsbedingten Stromausfalls. Das Notstromaggregat überbrückte diesen wie vorgesehen. In den Kellerraum, wo es sich befindet, floss aber ebenfalls Wasser.

"Das war schon eine etwas brenzlige Situation", stellt der Geschäftsführer fest. Kurze Zeit habe er eine Evakuierung erwogen, besonders, um die Versorgung der vier Intensivpatienten zu sichern. Das zeitnahe Nachlassen der Regenfälle machte das aber unnötig.

Am späten Abend konnte die Feuerwehr ihren Einsatz beenden. Noch bis in die frühen Morgenstunden waren etwa 20 Klinikmitarbeiter aus Pflege, Hauswirtschaft und Verwaltung mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Die Notaufnahme ist seit Sonntagmorgen wieder regulär in Betrieb.

Schaden von 50.000 Euro

Denk zufolge gibt es Schäden an der klinikeigenen Elektronik, darunter an einem Telefonserver und der zentralen elektronischen Uhr. Beides müsse komplett ausgewechselt werden. Ansonsten wurden Beschädigungen an Decken, Wänden und Möbelsockeln festgestellt. Der Geschäftsführer schätzt die Schadensumme am Gebäude auf 50.000 Euro. Sie wurde ans Landratsamt gemeldet.

Ob die Klinik eine teilweise Erstattung erhält, ist noch unklar. Die auf etwa 30.000 Euro geschätzten Schäden an elektronischen Geräten sind durch eine Versicherung abgedeckt.

Insgesamt konstatiert Denk eine ungewöhnliche, aber nicht allzu dramatische Situation. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen." Nach Angaben der Behörden sind in Waldkirchen etwa 250 Privathäuser und 15 bis 20 Firmengebäude von Flutfolgen betroffen.

Katastrophenfall aufgehoben

Auch andere Orte im Landkreis waren überflutet, vielerorts gab es Gebäudeschäden und Straßensperrungen. Abgesehen von kleineren Unfällen mit Gesundheitsfolgen wurde niemand verletzt. Der am Samstagabend vom Landratsamt ausgerufene Katastrophenfall wurde am Montag gegen 13 Uhr nach 40 Stunden wieder aufgehoben.

Das Krankenhaus Waldkirchen steht derzeit vor einer inhaltlichen Umstrukturierung, da wesentliche Bereiche der akutstationären Versorgung in die Kliniken im 13 km entfernten Freyung und im 33 km entfernten Grafenau verlegt werden sollen.

 Insgesamt verfügen die drei Kliniken am Goldenen Steig gGmbH über 405 Belegbetten, davon 90 in Waldkirchen. Über 900 Personen arbeiten für das Unternehmen. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Sebastian Gruber, trieb die strukturelle Veränderung maßgeblich mit voran. Bürgermeister Heinz Pollak setzte sich dagegen für den Erhalt der ortsansässigen Klinik ein.

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