Unterfinanzierte Kliniken

Krankenhausgesellschaft Thüringen: Regiomed-Insolvenz sollte wachrütteln

Zu Jahresbeginn hat die Klinikgruppe Regiomed Insolvenz angemeldet. Für die Landeskrankenhausgesellschaft bei Weitem kein Einzelfall. Viele Häuser befänden sich in einer ähnlich kritischen Finanzlage.

Veröffentlicht:
„Herzlich willkommen“ steht auf dem Schild am Eingang des Klinikums Coburg der Regiomed-Gruppe. Die Kliniken der Gruppe mit Häusern in Oberfranken und Thüringen hatten kurz nach Jahresstart einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

„Herzlich willkommen“ steht auf dem Schild am Eingang des Klinikums Coburg der Regiomed-Gruppe. Die Kliniken der Gruppe mit Häusern in Oberfranken und Thüringen hatten kurz nach Jahresstart einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

© Pia Bayer / dpa / picture alliance

Hildburghausen. Für die Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen ist die Situation bei der angeschlagenen kommunalen Klinikgruppe Regiomed symptomatisch für die Lage vieler Krankenhäuser. Die unzureichende Finanzierung der Kliniken sei ein systemisches Problem, sagte Geschäftsführer Rainer Poniewaß der Deutschen Presse-Agentur. „Krankenhäuser sind ja keine Unternehmen, die ihre Preise frei bestimmen können.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe sein Versprechen, ökonomischen Druck von den Häusern zu lösen und sie finanziell ansprechend auszustatten, bislang nicht eingehalten.

Die Klinikgruppe mit 5.000 Beschäftigten an einem Dutzend Standorten in Bayern und Thüringen hatte kurz nach Jahresbeginn Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Betroffen sind die Kliniken der Gruppe in Coburg, Lichtenfels, Hildburghausen, Neustadt und Sonneberg sowie die zugehörigen Seniorenzentren, Wohnheime und der Rettungsdienst. Zuvor war die angestrebte Rückübertragung an die Kommunen gescheitert, weil Stadt und Landkreis Coburg sich dagegen gestellt hatten.

2023 voraussichtlich 25 Millionen Euro Verlust

Kliniken und medizinische Versorgungszentren von Regiomed haben einem Unternehmenssprecher zufolge 2023 voraussichtlich knapp 25 Millionen Euro Verlust gemacht. Die höchsten Verluste – rund 13 Millionen Euro – liefen demnach am Klinikum Coburg auf. An den Standorten in Thüringen waren es bedeutend weniger: Für das Krankenhaus Sonneberg wurden 1,9 Millionen Euro angegeben, für das Klinikum in Hildburghausen rund 900.000 Euro. Dabei handelt es sich dem Sprecher zufolge um Hochrechnungen, ein Jahresabschluss liege noch nicht vor. Regiomed betreibt auch medizinische Versorgungszentren (MVZ).

Als Grund für die prekäre Situation, die letztlich in die Insolvenz mündete, hatte Regiomed massiv gestiegene Sach- und Personalkosten, Fachkräftemangel und Nachwirkungen der Corona-Pandemie angegeben. Die Hoffnung bei Regiomed war, dass bei einer Rückübertragung an die Kommunen diese als Träger das Defizit ausgleichen.

Bleibe-Appell an Personal in Hildburghausen

Im Landkreis Hildburghausen ist nun die Sorge groß, dass nach der Insolvenz Klinikpersonal abwandert. Der Vize-Landrat von Hildburghauen, Dirk Lindner, appellierte an die Beschäftigten zu bleiben: „Wir brauchen Sie als unsere Fachkräfte, um gemeinsam die Lage zu bewältigen.“ Die Beschäftigten hätten bislang hervorragende Arbeit geleistet. „Dafür sind wir unendlich dankbar.“ Der Betrieb in den von der Insolvenz betroffenen Standorten läuft derzeit weiter.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchtet für 2024 bis zu 80 Klinikinsolvenzen, wie sie kürzlich prognostizierte. 2023 haben nach ihren Angaben mehr als 30 Klinikstandorte Insolvenz angemeldet. (dpa)

Mehr zum Thema

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Debatte beim Medizinischen Fakultätentag

Klima und Gesundheit: Alle Fachrichtungen der Medizin sind betroffen

Das könnte Sie auch interessieren
Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2023

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

32. Jahreskongress der SGAM

Empfehlungen zur Vitamin-D-Substitution: Neue Leitlinie angekündigt

Häufig muskuloskeletale Ursache

Kinder mit Brustschmerz: Das Herz ist es nur selten

Lesetipps